03B LVH HISTORIE ~1670 – ~1900


F O R T S E T Z U N G
VON
03A LVH HISTORIE



Rochus Lochner hat in seinem Testament vom 13. Juni 1669 je zur Hälfte das Rittergut zu Hüttenbach an seinen Sohn Liborius und seinen Enkel Johann Georg Lochner von Hüttenbach auf Lintach in der Oberpfalz, als Erben des ältesten Sohnes Georg Friedrich, überschrieben – so ist das damals im Fränkischen üblich gewesen.


Johann Georg verkauft seinen Anteil an diesen Erbansprüchen am 7. Februar 1679 um 5.000 fl. und 100 Reichstaler Leihkauf an seinen Onkel Liborius. Umgekehrt veräußert seine Schwester Sophia Susanna, die nach Böhmen geheiratet hat, und zwar Heinrich Lothar Winkler von Hainfeld auf Schlackenwerth (dessen Vorfahr ein Söldnerkumpan des Konrad Lochner von Liebenfels um 1450 gewesen ist) ihrem Bruder deren Anteil an der Hofmark Lintach in der Oberpfalz am 18. Mai 1681 für 2.000 fl. und 50 fl. Leihkauf.

Johann Georg Lochner von Hüttenbach führt 1688 Maria Sophia Johanna von Sparneck heim, und wird 1712 bei der Zehntvergabe durch Kaiser Karl VI., dem Vater der berühmten Kaiserin Maria Theresia, erwähnt. 1746 lässt er einen Schullehrer in Lintach anstellen und übernimmt dessen Gehalt. Er findet seine letzte Ruhe in der Familiengruft vor dem Presbyterium der Lintacher Kirche, und man hat ihn auf dem Altarbild von 1741 dort verewigt. Diese Kirche haben die Lochner von Hüttenbach zu Lintach 1735 aus eigenen Mitteln finanziert, was vorhandene Kirchenrechnungen ausweisen, weshalb sie selbstverständlich das Patronatsrecht[1] ausüben. Dieses Recht haben sie einstmals für 1.500 fl. vom Kloster Kastl erwerben können, welches das Hochstift Bamberg weiter verliehen hat. Seine famose Idee als Patronatsherr durchzusetzen, dass der Gottesdienst an Sonntagen erst dann zu beginnen habe, wenn ER anzukommen gedenke, wird ihm allerdings von der Regierung der Oberpfalz beredet im Sinne von „er gehe hier eindeutig zu weit“! An den Innen- und Außenseiten der Kirche befinden sich zahlreiche Gedächtnistafeln für verstorbene Angehörige der Familie. Das Oratorium, wo die Herrschaft dem Gottesdienst beiwohnt, wird erst 1805 nachträglich eingerichtet, und über dem Hochaltar prangt stolz das Wappen der Lochner von Hüttenbach:



Mit seinem Sohn Johann Christoph Anton und dessen Schwester Maria Sophia Susanna (vermählt mit Wolfgang Albrecht von Freudenberg) erlischt diese Linie bereits im Jahr 1753. Weitere vier Schwestern, deren Namensreihenfolge immer mit Maria als Erstnamen beginnen, belegen eindrucksvoll die geglückte Rekatholisierung der Oberpfälzer Bevölkerung seitens des Kurfürsten von Bayern. In seinem Testament vom 5.5.1753 setzt er den Sohn seiner Schwester, Johann Heinrich von Freudenberg, kurbayerischer Kämmerer und Rittmeister ein, der die Hofmark Lintach und das Haus in Amberg als Fideikommiß[2] haben soll – falls dieser keine Nachkommen hat, folgt in der Erbschaft sein Vetter Carl Christoph Ludwig Lochner von Hüttenbach, der Lindenberger Linie, der mit seiner Cousine Sophia Barbara Lochner von Hüttenbach, einer Tochter von Christoph Heinrich, liiert ist.

In Hüttenbach hat inzwischen Liborius ältester Sohn aus der Ehe mit Anna Maria von Aufseß, Christoph Heinrich Lochner von Hüttenbach (16.5.1662 – 20.2.1743) das Rittergut übernommen. Er dient 1675 – 1682 zunächst im kurpfälzisch-bayerischen Regiment, wird „hochfürstlich bambergischer Captain-Leutnant“ und Vizekommandant von Rosenberg bei Kronach, danach Oberamtmann zu Fürth am Berg (heute Landkreis Coburg) und um 1700 Pfleger in Vilseck in der Oberpfalz.
Er kennt also die Oberpfälzischen Verhältnisse aus eigener Anschauung und erwirbt die Hofmark Theuern
(9 km südlich von Amberg) am 3. Mai 1727 für 28.000 fl. Es wird ihm am 26. Januar 1728 als Lehen verliehen. In seinem privaten Umfeld verläuft sein Leben weniger stringent: seine erste Ehefrau Sidonie Justina von Herda verstirbt bereits 1694 im Wochenbett zu Kronach und das Töchterchen folgt ihr bald in den Tod nach. Sicher eine bittere Erfahrung für einen jungen Mann von Anfang 30 – seine zweite Gattin, Juliane Sophie Marschall von Ostheim, die er 1696 heiratet, stirbt keine 10 Jahre später in Vilseck 1708. Von ihren 9 gemeinsamen Kindern erreichen nur wenige das Erwachsenenalter. Der einzig überlebende Sohn dieser Ehe, Rudolf Heinrich (15.5.1699 – 9.11.1739) wird, wie später 1745 sein Halbbruder Carl Dietrich, sich eine junge Dame aus dem Hause Zollner von Brand, Fräulein Amalia Christiana (geb. 4.12.1707), 1735 zur Frau nehmen.

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Bei diesem Geschlecht der Zollner von Brand[3] handelt es sich um eine Patrizierfamilie aus Bamberg, die zudem im 13. Jahrhundert einen Zweig in die freie Reichsstadt Nürnberg ausbildet; von 1402 bis 1471 sind sie sogar im Inneren Rat von Nürnberg vertreten und lassen sich bis 1543 nachweisen. Sie sind als Ritter im fränkischen Adel immatrikuliert – obgleich sie sich noch bis etwa 1550 gezwungen sehen, um die Anerkennung ihres adeligen Standes mit dem Bischof von Bamberg zu prozessieren! Die letzten Zollner sterben bis Ende des 18. Jahrhunderts aus[4].

Christoph Heinrich geht 1709 ein drittes Mal die Ehe ein, und zwar mit Renate Maria Dorothea von Freudenberg in Vilseck, die ihren Mann um sieben Jahre überlebt. Weitere fünf Söhne und sechs Töchter entstammen dieser Verbindung. Bis, ins selbst für heutige Maßstäbe, hohe Alter von 81 Jahren versieht er sein Amt zu Vilseck und wird dort in der Ägidi-Kirche 1743 begraben.

Das angesehene und reiche Geschlecht der Herren von Freudenberg[5] soll eine genauere Betrachtung erfahren: sie stammen aus dem namengebenden Ort Freudenberg, heute eine Gemeinde im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach, und sind ein altbayerisches Adelsgeschlecht. Von 1250 bis 1594 existiert die reichsfreie Adelsherrschaft der Herren von Freudenberg, die vom letzten seines Geschlechts am Ort, Hans II. von Freudenberg, an die pfälzischen Fürsten in Amberg verkauft werden. Immerhin gehört zur Herrschaft Freudenberg „…das Recht zur hohen und niederen Jagd, die Marktgerechtigkeit, das Halsgericht und das königliche Recht, Todtschläger und Uebelthäter aller Art aufzunehmen und bei sich zu behalten“. Heute weist die einstige stolze Burg nur noch wenige Ruinenreste auf[6].

Hans II. von Freudenberg ist Hofmeister des Sulzbacher Pfalzgrafen Ottheinrich II. (Haus Wittelsbach), und mit ihm stirbt 1591 also diese Linie der Freudenberger im Mannesstamme auch auf Rupprechtstein (heute Gemeinde Etzelwang im östlichen Teil der Hersbrucker Alb gelegen), aus, während die zu Rupprechtstein gehörende Hofmark Neukirchen noch bis 1603 unter Freudenberger Herrschaft bleibt und dann, wie zuvor der Stammsitz bei Amberg, verkauft wird. Andernorts setzt sich die männliche Linie der Herren von Freudenberg fort, und das hat für die einstigen Besitzungen Rupprechtstein-Neukirchen Folgen. Unberührt von dem Verkauf ist nämlich das Pfarrlehen zur Patronatskirche Neukirchen, wo sie ihre letzte Ruhe finden, und das Recht haben, den jeweiligen Pfarrer einzusetzen.

Dieses „Collatorrecht“ steht immer dem Geschlechtsältesten zu und ist bis 1853 ausgeübt worden. Zwar sichert es ihm den Anspruch auf einen Kirchenstuhl und auf ein Begräbnis in der Kirche zu, ist aber auch mit Kosten verbunden, vor allem für den Unterhalt des Pfarrhauses und die Besoldung des Pfarrers. Der letzte Freudenberger, dem dieses Recht zugestanden hat, der 1815 in Lindau am Bodensee geborene Julius Theodorich Karl Freiherr von Freudenberg, vermählt sich mit Maria Josepha Julia Petronella Freiin von Redwitz. Ihre Tochter Josepha Maria Olga Juliana, Ehrendame des bayerischen Theresien-Ordens, heiratet dann 1898 Maximilian Leonhard Sigmund Joseph Sylvius Reichsfreiherr von Hohenhausen. Aus dieser Ehe stammt schließlich Elisabeth Freiin von Hohenhausen, als Blutsverwandte die letzte Freudenbergerin. Sie hat in einem Münchner Seniorenheim gelebt und kurz vor ihrem Tod noch einmal Kontakt zu ihren oberpfälzischen Wurzeln aufgenommen: sie übereignet 1995 der Gemeinde Neukirchen Ölgemälde aus dem Familienbesitz als Schenkung[7].-

Bei der erfolgten Erbteilung vom 22. März 1744, nach dem Tod ihres Vaters Christoph Heinrich Lochner von Hüttenbach, wird ein weiterer Grund ersichtlich, warum er die Theuerner Herrschaft erstanden hat: sein Sohn Joseph Christian Lochner von Hüttenbach (19.6.1714 – 22.10.1789), seit 1741 mit Anna Eleonora Maria von Podewils liiert, übernimmt dieses Ritter- und Landsassengut, womit er 1743 von der Regierung zu Amberg belehnt worden ist. Sie ist die Tochter des Christoph Erdmann Freiherrn von Podewils auf Dießfurt und Friedersreuth (bei Pressath in der Oberpfalz) und bringt 3.500 fl. in die Ehe ein, der ein Sohn und drei Töchter geschenkt werden.

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Die Freiherren von Podewils[8] sind ein Adelsgeschlecht aus Hinterpommern mit gleichnamigem Stammhaus Podewils (heute Podwilcze) im ehemaligen preußischen Landkreis Belgard. Die Familie breitet sich stark aus, zunächst als Pudwels herb Pudwels (Podewils mit Wappen Podewils) nach Polen und ins Herzogtum Preußen, später auch in die Mark Brandenburg, nach Mecklenburg, Holstein und Dänemark, sowie ins Fürstentum Bayreuth, die bayerische Oberpfalz und schließlich nach Württemberg. Zweige der Familie bestehen bis heute[9].-

Joseph Christian Lochner von Hüttenbach wird im Dienst des würzburgischen Fürstbischofs Friedrich Carl von Schönborn zum Hof- und Regierungsrat, ist ab 1746 würzburgischer Truchsess und 1757 Geheimer Rat. Er lässt ab 1780 das stattliche Schloss Theuern mit 64 Fenstern für seinen Sohn als Edelsitz im französischen Stil errichten. Nach dem Fortissimo barocker Raumschöpfungen und dem festlichen Scherzo des Rokoko ist ja die Kunst des späten 18. Jahrhunderts in einer sehr stillen und edlen Weise ausgeklungen. Der Bau des Adelssitzes ist mit dem enormen Kostenaufwand von 20.000 fl. verbunden. Dies hat eine große Belastung sowohl für den Hofmarksherrn, als auch für die zu Fronleistungen verpflichteten Untertanen dargestellt[10].

Der an und für sich dreigeschossige Bau gewinnt noch durch das charakteristische Mansardendach an Höhe (28 m). Diese geteilte Dachform, benannt nach dem französischen Architekten Francois Mansart, mit steilerer unterer und flach geführten oberen Hälfte hat den Zweck, im Dach noch ein weiteres Geschoss mit fast senkrechten Außenwänden unterzubringen. An der östlichen Längsseite (22 m) fällt ein leicht vorspringender Baukörper (Mittelrisalit) mit Dreiecksgiebel auf. Hier findet sich das Ehewappen Lochner-Bibra und die Inschrift: „Wenn Gott das Haus nicht bauen hilft, helfen die Bauleute vergebens“ (1. Vers des 126. Psalms)“[11].

Foto mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Steinbacher


„Als Baumeister gewann man Wolfgang Diller aus Amberg. Bereits in den 70er Jahren des 18. Jahr-
hunderts hatte man Ökonomiegebäude (Viehstallungen und Schuppen) errichtet und schuf so eine Vierflügelanlage um einen geschlossenen Innenhof. Im Inneren hat sich von der einstigen Raum-
dekoration neben der Treppe mit reich geschnitztem Geländer ein „Salon“ im ersten Obergeschoss
mit geschnitzten Rokoko-Türen erhalten“ (siehe unten)[12].


Die von Bibra[13] sind ein fränkisches Uradelsgeschlecht. Der gleichnamige Stammsitz Bibra an der Bibra ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Grabfeld, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, im Freistaat Thüringen. Den Freiherrenstand erlangen die Brüder Johann Ernst, Christian Erhard, Georg Friedrich und Heinrich Karl von Kaiser Leopold I. durch ein Diplom vom 3. August 1698. Johann Ernst von Bibra stirbt 1705 als kaiserlicher Generalfeldzeugmeister und Feldmarschall-
leutnant des fränkischen Reichskreises.
Die verschiedenen Linien des Geschlechts werden 1815 – und in den folgenden Jahren – in die Freiherrenklasse der Bayerischen Adelsmatrikel eingetragen. Die Burgen in Bibra, Irmelshausen und Brennhausen sind noch im Besitz der Familie. Die beiden letzteren Wasserschlösser in Franken sind besonders sehenswert und werden oft in Kalendern und Bildbänden gezeigt. Burg Bibra ist die Burg in Thüringen mit dem längsten durchgehenden Besitz einer Familie seit Beginn der Aufzeichnungen. Viele Mitglieder dieser Familie leben heute in Australien und den USA[14].-

Joseph Christians jüngerer Bruder Carl Dietrich Lochner von Hüttenbach (17.12.1722 – 9.2.1770) hingegen, wie bereits berichtet, nimmt am 6.10.1745, eine Zollnerin von Brand zur Frau namens Maria Johanna Franziska. Er dient in der bayerischen Armee und übernimmt 1744 Hüttenbach, d.h. ab dieser Generation ist die Linie der Lochner von Hüttenbach nicht nur in der Oberpfalz, sondern auch in Franken, zum Katholizismus zurückkehrt. 1750 kommt er auf dem Erbweg in den Mitbesitz des Ritterguts Riegelstein[15], und er stürzt sich ab 1760 in gewaltige Unkosten beim Neubau des Hüttenbacher Schlosses – vielleicht als „Konkurrenz unter den Brüdern zu werten“. 1766 nennt er sich kurbayerischer und bambergischer Kammerherr, Hofkriegsrat sowie 1768 Oberst und Kommandant der Veste Rosenberg bei Kronach, wie zuvor sein Vater Christoph Heinrich. Ab 1760 ist er Träger des Georgi-Ritterordens. Dies ist der höchste Orden des Adels des Kurfürstentums und des späteren Königreichs Bayern gewesen. Seine Ehe bleibt kinderlos. So kommt es, dass sein Bruder Joseph Christian, nun Herr auf Theuern und Hüttenbach, in Dankbarkeit eine wappengeschmückte Erinnerungstafel über der Eingangspforte des Schlosses in Hüttenbach[16] anbringen lässt (siehe unten).



1787 übergibt Joseph Christian Theuern in einem Teilungsvertrag an seinen Sohn Friedrich Ferdinand
(8.5.1747 – 18.3.1804); dieser ist zuerst einmal Edelknabe am fürstbischöflichen Hof zu Würzburg, mit 24 Jahren schon Hofrat und Hofkavalier und keine fünf Jahre später Kämmerer, dann Oberamtmann in Homburg am Main und 1789 in Rothenfels am Main. Als „Geheimer Rat“ erhält er den Titel „Exzellenz“ und – als Rothenfels nach der Säkularisation 1802 an den Fürsten Löwenstein übergeht – wird er pensioniert. Seit 1779 ist er vermählt mit Josefa Maria Charlotte von Bibra, die 10.000 fl. Vermögen mitbringt (siehe oben). Nach dem Tod des damaligen Geschlechtsältesten, Carl Christoph Ludwig Lochner von Hüttenbach am 27. Oktober 1795, erbt Friedrich Ferdinand als Familiensenior zusätzlich noch das Fideikommiß Lintach. Zuhause tummeln sich inzwischen vier Kinderlein: der Stammhalter Franz Ludwig (18.5.1780 – 20.7.1809) und drei Schwestern. Friedrich Ferdinand ist bereits im Mai 1797 kränklich, besucht mehrmals Karlsbad in Böhmen und Alexandersbad (Landkreis Wunsiedel), und seit Juli 1802 kann er infolge eines Sturzes vom Pferd die rechte Hand nicht mehr gebrauchen. Er beschließt sein Leben zwei Jahre später. Bei der Hinterlassenschaft beträgt sein Vermögen nach Abzug der Schulden und unbezahlten Rechnungen 37.000 fl., wovon sein Sohn Franz Ludwig ¾ und dessen Schwestern je 1/12 erhalten sollen.

Am 4. August 1806 wird mit viel Pomp in Theuern die Hochzeit Franz Ludwigs mit Freiin Antoinette von Verger[17] gefeiert. 50 Schützen rücken mit Gewehren aus, Böller werden gezündet, die Schuljugend bringt ihre Huldigung dar und Musik spielt zur reichen Tafel.

Aber schon am 20.7.1809 stirbt der Hofmarksherr im Alter von 29 Jahren in Amberg, und am 1.8. bekommt seine Gattin ein Söhnlein Christian Adam Ludwig, das jedoch schon kurz darauf sein Leben aushaucht. An die letzten männlichen Lochner auf Theuern erinnert ein Obelisk im Chor der Pfarrkirche zu Theuern, der 1810 von der Witwe gesetzt wird zum „Andenken gewidmet an Gatte und Kind“.



Theuern ist nun in den Besitz der drei Schwestern übergegangen; während der folgenden Erbauseinandersetzungen übernimmt Graf Hermann von Hirschberg, der mit Sophie Lochner von Hüttenbach seit 1806 liiert ist, die Verwaltung des Gutes. So wird 1811 das „königlich-bayerische, gräflich von Hirschberg und freiherrlich von Lochner’sche Patrimonialgericht“ in Theuern genannt. Im folgenden Jahr heiraten die beiden Schwägerinnen in Theuern und die ältere Lukretia wird am 28. April 1814 den Theuerner Anteil ihrem Gatten, dem Staatsrat Karl Christian von Mann in München verkaufen, der am 15. und 17.9.1816 auch die Anteile seiner beiden Schwägerinnen erwirbt und dadurch Alleinbesitzer der Hofmark Theuern wird, das rund 90 Jahre der Lochner’schen Familie gehört hat.

Zu seiner Person ist zu sagen, dass Karl Christian von Mann genannt Tiechler[18] (9.12.1773 – 22.3.1837) ein deutscher Jurist und 1818 Herausgeber der Zeitschrift „Eos – eine Zeitschrift aus Baiern, zur Erheiterung und Belehrung“ gewesen ist, die er in den Folgejahren herausgibt. Er studiert Rechtswissenschaften an verschiedenen Universitäten und wird, nach Abschluss des Studiums, 1794 im öffentlichen Dienst als wirklicher Hofrat angestellt. 1799 erfolgt seine Ernennung zum Revisionsrat und 1807 wird er zum Referendar im Geheimen Ministerialjustizdepartement befördert; als solcher wird er 1808 zur Beratung über das einzuführende Strafgesetzbuch als Mitglied in die beratende Kommission abgeordnet.

1816 wird er zum Präsidenten des Appellationsgerichts für den Isarkreis in München ernannt. In dieser Stellung erfolgt auch die Ernennung zum Staatsrat im außerordentlichen Dienst und er erhält den Titel „Exzellenz“; kurz darauf wird er 1822 zum Staatsrat im ordentlichen Dienst ernannt. Als das Appellationsgericht 1826 nach Landshut verlegt werden soll, ernennt ihn König Ludwig I. zum Vizepräsidenten des Oberappellationsgerichts in München. Durch die adeligen Gutsbesitzer im Isarkreis wurde er 1837 in die Deputiertenkammer der Ständeversammlung gewählt. In der 4. Wahlperiode war er seit dem 17. Februar 1837 Vorsitzender im Ausschuss für Untersuchung der Beschwerden.

Wie oben beschrieben, kauft er am 17. September 1816 das Gut mit dem Hammerschloss Theuern von seiner Schwägerin Gräfin Sophie von Hirschberg, der Schwester seiner Frau Lukretia, und wird somit Herr auf Theuern, Salzburg, Querbach, Kempfenhausen, Harkirchen und Mannthal.

Er hat am 26. Oktober 1812 Lukretia Lochner von Hüttenbach geheiratet. Gemeinsam haben sie den Sohn: Maximilian Christian Ludwig Ritter von Mann Edler von Tiechler (* 10. April 1847 in Theuern), königlich bayerischer Kammerjunker und Hauptmann a. D. (zuletzt im Infanterie-Regiment Nr. 4 in Metz).


In Lintach dagegen hielt sich das alte Geschlecht noch länger. Nach dem Tode des Freudenbergers 1755 (siehe oben) folgt, da männliche „Descendenz“ fehlen, als „secundus vocatus“ Carl Christoph Ludwig Lochner von Hüttenbach, der, wie sein Onkel Christoph Heinrich, bambergischer Pfleger zu Vilseck gewesen ist, und sich 1746 mit seiner Cousine Sophie Barbara vermählt hat. 1764 nennt er sich Herr auf Lintach, Lindenberg und Riegelstein. Sein Sohn Franz Anton (? – 9.3.1793), der 1790 kurkölnischer Kammerherr, Bamberger Hofkavalier und Leutnant der Leibgarde ist, hat nach dem Testament der Reichsfürstin und Äbtissin Maria Franziska Josefa von Freudenberg (gestorben 1775), deren Mutter eine geborene Lochner von Lintach gewesen ist, die sichere Anwartschaft auf das Fideikommiß Lintach.

1790 setzt Franz Anton seinen Vater Carl Christoph Ludwig, und seinen Cousin Christian Adam Lochner von Hüttenbach auf Lindenberg und Riegelstein, als Erben ein. Letzterer ist der Sohn des Philipp Marquard und dessen Frau Sophie von Buseck, ein Enkel des Christoph Ludwig, der jüngere Sohn von Liborius Georg Sebastian Lochner von Hüttenbach. Franz Antons Vater hat allerdings, weil er ebenfalls kränklich ist, bereits 1791 Lintach „so lang er lebt“ an Christian Adam auf Kaibitz (heute Stadt Kemnath) um 1.000 fl. übergeben.
Er hat mit Maria Amalia Carolina Augusta Franziska de Paula, Gräfin von Holnstein aus Bayern
(1775–1864) eine ganze besondere Partie gemacht, denn angeblich ist sie „in die Provinz verheiratet worden wegen ungebührlichen Verhaltens“.

Ihr Vater, Franz Ludwig von Holnstein (4.10.1723 – 22.5.1780) ist ein bayerischer Graf[19], General und unehelicher, jedoch legitimierter Sohn von Kurfürst bzw. Kaiser Karl Albrecht von Bayern (Haus Wittelsbach – siehe unten: und Fußnote 19).

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Am 4. Oktober 1728 wurde Franz Ludwig unter dem Geschlechtsnamen Graf von Holnstein aus Bayern von seinem Vater anerkannt. Er ist der erste dieses Adelsgeschlechtes, zählt mit seinen Nachkommen nicht zum Haus Wittelsbach, erhält aber dessen Wappen, lediglich versehen mit einem sogenannten Bastardbalken. Er ist der uneheliche Sohn aus einer Liebesbeziehung zwischen Kurprinz Karl Albrecht von Bayern und der Hofdame Maria Caroline Charlotte Freiin von Ingenheim und hat aus der gleichen Liaison noch die 1720 geborene Schwester Maria Josepha comtesse de Hochenfels de Bavière, die 1736 den Feldherrn und Halbbruder ihres Vaters, Emmanuel-François-Joseph Comte de Bavière (1695–1747), geheiratet hat. Die Mutter ehelicht 1723, drei Tage vor ihrer Niederkunft, im Einvernehmen mit Karl Albrecht, den kurfürstlichen Kammerherrn, und späteren Oberstküchenmeister bzw. Feldmarschallleutnant Graf Hieronymus von Spreti. Mit ihm hat sie in 26 Ehejahren 14 Kinder.


Graf Franz Ludwig von Holnstein wird im Kloster Ettal erzogen und schlägt dann die militärische Laufbahn ein. Im Österreichischen Erbfolgekrieg fungiert er zunächst als Befehlshaber eines Regiments, ab Oktober 1742 als Generaladjutant des Feldmarschalls Friedrich Heinrich von Seckendorff, 1753 übernimmt er als Generalwachtmeister das Kommando über zwei bayerische Regimenter, die seinen Namen tragen. Am Siebenjährigen Krieg nimmt Graf Holnstein von 1758 bis 1760 als Oberkommandierender des bayerischen Reichskontingents teil, erst im Rang eines Generalmajors, dann als Generalleutnant. 1760 quittiert er den militärischen Dienst.

1757 verheiratet sich Franz Ludwig von Holnstein mit seiner Cousine Anna Maria von Löwenfeld. Sie ist eine illegitime Tochter des Kölner Kurfürsten Clemens August I. von Bayern und der Bonner Harfenistin Mechthild Brion. Insgesamt haben sie 12 Kinder zusammen, die jüngste ist Amalia, verheiratete Lochner von Hüttenbach. Am 5. Mai 1760 ernennt man Franz Ludwig von Holnstein zum kurfürstlichen Statthalter (Regierungschef) der Oberpfalz. Seine Residenz nimmt er im Amberger Schloss, das er auch umgestalten lässt. Von seinem Vater hat er früher bereits das repräsentative Palais Holnstein in München erhalten, das heutige Erzbischöfliche Palais. 1768 erfolgt die Erhebung zum Reichsgrafen und zum Feldmarschallleutnant der Reichsarmee. In Holnstein, wo er sich jedoch trotz des von ihm getragenen Namens eher selten aufgehalten hat, lässt er ein neues Schloss errichten, das heute noch (verändert) existiert. Nach seinem Tod 1780 wird er in der Theatinerkirche München beigesetzt.-

Dann 1804 kann sich Christian Adam (1789 – 9.9.1825), der auf Kaibitz (Ortsteil der Stadt Kemnath im Landkreis Tirschenreuth) residiert, sich über den Besitz von Lintach freuen. Er vererbt Schloss und Gut zu Lintach an die Lindenberger Linie seines Hauses.
Während die Witwe des Christian Adam weiterhin auf Kaibitz lebt, übernimmt der Sohn des Adam Friedrich Lochner von Hüttenbach auf Lindenberg, Adam Josef (27.4.1800 – 24.4.1869), Lintach und schließt am 31.12.1825 die Ehe mit Justina Eva Katharina von Tannstein genannt Fleischmann (3.5.1802 – 2.1.1872), die eine Mitgift von 1.000 fl. mitbringt.

Er ist schon 1851 pensionierter Postbeamter, lebt 1864 in Regensburg und verstirbt 1869. An seine Frau erinnert eine schlichte Gedenktafel an der Lintacher Kirche, da sie dort 1873 begraben wird. Lintach bewirtschaftet eine Zeit lang Adam Josefs ältester Sohn, Georg Friedrich Lochner von Hüttenbach
(15.3.1827 – 7.1.1901), der einen Teil des Hüttenbacher Archivs, das sein Vater geordnet und auf Grund dessen er eine Familiengeschichte verfasst hat, nach Lintach überführt. Seine Daten und die seiner Frau, Mathilde Gugel von Brandt und Diepoltsdorf (20.1.1830 – 16.1.1909), kann man auf einer weiteren Gedenktafel in der Lintacher Kirche (rechts vom Altar) lesen. Er ist königlich-bayerischer Leutnant à la suite, seit 1859 Besitzer des ihm von seinem Vater abgetretenen Fideikommißgutes Lintach und Landrat der Oberpfalz. Deren ältester Sohn hat die glückliche Idee, das Familien-Archivmaterial dem Amberger Staatsarchiv zur Verfügung zu stellen, sonst wäre es schließlich in andere Hände gekommen oder beim Brand des Lintacher Schlosses vernichtet worden. Von der ehemaligen Hofmark Lintach ist übrigens nicht viel übriggeblieben: Die Auflösung der alten grundherrlichen Verhältnisse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bringt auch den Zerfall des ganzen Besitzes. Den Lochnern zu Lintach verbleibt nur das „untere Schloss“ (Fotos: siehe oben) mit dem Garten und ein Stadel; aus „Oberlintach“ entsteht der sogenannte „Schlossbauernhof“.

Dieser Restbesitz gehört nach dem Tode Christian Adam Lochners, der ein Onkel Georg Friedrichs gewesen ist, seinen Söhnen Franz Joseph (29.8.1853 – 14.11.1931), Philipp Christian (geboren wahrscheinlich 15.6.1860) und Fritz (eigentlich Joseph Adam Franz Friedrich), von dem gesagt wird, dass er in die U.S.A. ausgewandert sei. Zwei Brüder sind Oberbahnverwalter gewesen und der Dritte lebe angeblich als Oberst a.D. in München. 1918 verkaufen sie den Lintacher Besitz an den mit ihnen verwandten Major a.D. Hans Freiherr von Fraunberg, der in Tutzing wohnt.

In der Nacht zum 12. November 1931 brennt das alte Stammschloss der Lintacher Lochner ab, in dem sich ein großer in Öl gemalter Stammbaum der Lochner von Hüttenbach und zahlreiche Familienbilder befunden haben, die durch Erbstreitigkeiten nach Lintach gekommen sind und so der Vernichtung an Heim fallen. Franz Joseph Lochner von Hüttenbach liegt zur Zeit des Brandes bereits in seiner Münchner Wohnung im Sterben; am 14.11.1931 segnet er das Zeitliche, ohne von dem Untergang seines einstigen Besitzes etwas gehört zu haben. Seine Gattin Luise Marianne Caroline, geborene Bechtold, folgt ihm erst am 28. Juni 1947 nach.

Die Hüttenbacher Hauptlinie ist schon vorher erloschen. Der Hüttenbacher Besitz mit dem im Jahre 1760 fertiggestellten Schloss, das den selben Baustil wie das Theuerner Schloss aufweist, kommt, wie bereits dargelegt, schon 1766 an die Lochner der Theuerner Nebenlinie, die sich ebenso wie die Lintacher Lochner „von Hüttenbach“ weiterhin schreibt. Nach dem Aussterben der männlichen Nachkommen auf Theuern 1809 kommt Hüttenbach an die schon erwähnten Christian Adam und Adam Friedrich, die zur Lindenberg-Riegelsteiner Linie gehören. Die beiden letztgenannten Vettern sind die direkten Nachfahren des jüngeren Sohnes ihres Ahnen Liborius: Christoph Ludwig Lochner von Hüttenbach und dessen Ehefrau Sophia Louise Charlotta Pfreumdner von Bruck (30.5.1688 – 9.12.1728).

Zu Adam Friedrich (1.3.1771 – 9.9.1825) ist zu bemerken, dass er königlich-bayerischer Kammerherr, Ritter des Zivil-Verdienstordens der bayerischen Krone, Regierungsdirektor des Untermainkreises der Kammer des Innern ist, zu Hüttenbach lebt und die Güter zu Riegelstein und Lindenberg besitzt. Am 16. August 1797 wird Maria Anna Philippina Freiin von Redwitz zu Redwitz (9.5.1772 – 28.11.1858) seine Angetraute. 1802 erhält er von Minister von Hardenberg das Anerbieten, er möge in preußische Dienste treten. Belehnungen erfolgen stets mit seinem o.g. Vetter Christian Adam in den Jahren 1793, 1805 und 1817. Adam Friedrich hat drei Kinder, davon zwei Söhne Christian Philipp Friedrich Carl (31.7.1808 – 23.1.1883) in erster Ehe liiert 1833 mit Katharina Schmidt (4.12.1807 – 2.10.1848) und in zweiter Ehe 1851 mit Anna Blaß (? – 26.12.1909), den Eltern des späteren letzten Hüttenbacher Lochner Josef Simon. Der zweite Sohn Adam Joseph ist ebenfalls königlich-bayerischer Kammerherr wie sein Vater, pensionierter Postbeamter, und erster Besitzer des im Jahre 1823 errichteten Fideikommißes zu Lintach in der Oberpfalz. Des Weiteren ist er langjähriges Mitglied des Historischen Vereins der Oberpfalz und Regensburgs. Wie weiter oben schon berichtet, hat er Justina Eva Katharina von Tannstein genannt Fleischmann zur Frau gehabt. Sie haben insgesamt sechs Kinder „erzeuget“, wie es oft in den alten Urkunden heißt. 1865 sind die Beiden nach Hüttenbach gezogen, haben fleißig restauriert und viel den Garten hergerichtet.

Am Rätselhaftesten ist die Schwester von Christian Philipp und Adam Josef: Sophie Amalie (?). Von ihr schreibt der Bruder Adam Josef in seinem Tagebuch, dass „…in ihre ersten Kinderjahre die Besetzung Bambergs durch die Franzosen unter Napoleon gefallen ist“, und „…er mit seiner Schwester zu den Großeltern mütterlicherseits nach Redwitz geflohen sei“. Von 1807 bis 1809 belegt sie ein Mädcheninternat in Neuburg an der Donau, und im Verlauf der Jahre 1811/1812 lebt sie bei ihrer Großmutter in Bad Kissingen. Angeblich heiratet sie dann am 9. Mai 1814 einen Mann namens Theodor Ista, der am 16.9.1833 in Bamberg stirbt. Sie selbst hätte bei der Tochter Fanny gelebt, sei 79 Jahre alt geworden und am 4.2.1877 aus dem Leben geschieden.

Andere Quellen geben an (und sind mit Urkunden im Staatsarchiv Bamberg belegbar), sie wäre die dritte Ehefrau des Reichsgrafen Maria Ludwig von Pestalozza (25.8.1744 – 1821) auf Mantel (ein Marktflecken im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab, etwa zehn Kilometer westlich von Weiden) gewesen, der pfalzbayerischer Kämmerer ist, und bereits am 2.2.1817, soll sie blutjung von hinnen gegangen sein. 1790 – 1799 gibt es Streit zwischen Franz Benno von Forster, Forstmeister zu Pressath, und Maria Ludwig von Pestalozza wegen des Verkaufs des Landsassenguts Untermantel. Und Reichsgraf von Pestalozza bittet um Mitbelehnung und Desindenz seiner Frau Sophie nach dem Tod von Carl Ludwig Lochner von Hüttenbach auf Lindenberg, was dann erfolgt (in den Jahren 1797 – 1803)[20].

Die Grafen von Pestalozza entstammen einer in Bayern alteingesessenen Adelsfamilie italienischer Herkunft.

Wappen der Reichsgrafen von Pestalozza

auf der Webseite www.arcanum.com unter

heißt es: dieses alte Geschlecht, auch Pestaluzzis, Pestalozza etc., geheißen, stammt aus Graubünden, ist in Österreich-Ungarn erloschen, und blühte oder blüht noch gegenwärtig im Grafenstande in Bayern.



Nun zu den weiteren beiden Söhnen Adam Josefs:

der zweite Sohn Anselm Eduard Joseph Justin Lochner von Hüttenbach (10.2.1831 – 2.10.1910) vermählt sich am 17.10.1858 mit Sophie von Schlägel (26.12.1834 – 5.8.1902). Er begründet die zurzeit noch blühende zweite Linie „Elten“ (siehe Stammbaum 5.2).

Anselm absolviert 1850 eine Ausbildung bei der Post- und Bahninspektion Kulmbach, ein Jahr später in gleicher Funktion in Amberg und ab 1852 in Würzburg. Schließlich zum „Postspecialkassier“ befördert in Fürth, geht seine Karriere weiter über Lindau und Augsburg, wo er 1892 aufgrund eines schweren Augenleidens in Pension geht.

Einer seiner Söhne, Prof. Dr. Oscar Lochner von Hüttenbach (9.11.1868 – 8.7.1920), besucht in Fürth die Volksschule und in Lindau die Lateinschule, dann bis 1887 das Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg, wo er 1888 – 1890 an den Königlichen Lyzeen in Augsburg und Dillingen Philosophie und Theologie studiert, dann in München Theologie und – sogar nach seiner Priesterweihe 1891 – Geschichte und Kunstgeschichte.

1893 wird er bei Berthold Riehl mit einer Arbeit zur Jesuitenkirche in Dillingen in Kunstgeschichte promoviert[21]. 1893 wird er Professor am Bischöflichen Lyzeum Eichstätt und hält Vorlesungen über Geschichte, Kunstgeschichte und Literatur. Er verfasst zahlreiche lokalhistorische Abhandlungen und Theaterstücke für katholische Volksbühnen (Pseudonym Max von Theuern). Im gleichen Jahr wird er Unterstützer und Mitglied der gerade gegründeten katholischen Studentenverbindung Akademia-Eichstätt im KV, die 1910 unter dem Namen „K.St.V. Rheno-Frankonia“ nach Würzburg verlegt wird. Oscar Lochner von Hüttenbach engagiert sich bei diesen Verbindungen, hält Festreden und entwirft das Wappen der Rheno-Frankonia. 1897/98 kann er, durch ein halbes Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts für Gymnasiallehrer, eine Studienreise durch Italien und Griechenland machen.

Bemerkenswert ist, dass er in Verbindung zur Familie König Ludwigs III. von Bayern (Haus Wittelsbach) gestanden hat[22].

Sein älterer Bruder, Maximilian Lochner von Hüttenbach (16.9.1859 – 30.6.1942), ist in Lindau am Bodensee ansässig, von Beruf Land- und Forstwirt und vermählt sich am 23. Mai 1882 mit Karoline van der Renne (27.1.1862 – 18.2.1944).

Er engagiert sich tatkräftig für die Entwicklung der Stadt und stellt, beispielsweise zudem Grundstücke zum Bau von 16 Wohnungen für die „Zollkolonie“ zur Verfügung. Dem Gemeindearchiv hat er mehrere kunstgeschichtliche und andere historische Schriften aus seinem Privatarchiv überlassen. Maximilian Lochner von Hüttenbach verfasst mehrere größere Abhandlungen zur Geschichte des Eltenberges und dessen Kirche und lokalhistorische Aufsätze zu Lindau am Bodensee. Dort vertritt er das Königreich Bayern im Vorstand des Vereins für die Geschichte des Bodensee und seiner Umgebung.

1932 verleiht ihm Elten (heute Stadt Emmerich am Rhein) die Ehrenbürgerschaft und die „Von-Lochner-Straße“ wird nach ihm benannt[23].

Seine Nachkommen leben nach wie vor am Niederrhein (siehe oben) und in den Niederlanden, sterben allerdings in absehbarer Zeit aus (zweite Linie „Elten“ – siehe Stammbaum 5.2).

Der vierte Bruder Christian Lochner von Hüttenbach ist mit Gisella Maria Philomena von Beck-Peccoz verheiratet und kinderlos. „Bei Onkel Christian und meiner Tante Gisella war es immer lustig. Meine Schulzeit in Deutschland wäre ohne diese beiden lieben Menschen nicht denkbar“, so beschreibt deren Neffe Federico Freiherr von Beck-Peccoz seine Kindheit, als er von seiner Heimat Gressoney im Aostatal (Italien) nach Bayern geschickt wird. Heute ist er der Seniorchef einer großen Brauerei in der Nähe von Augsburg, besucht regelmäßig im Urlaub Italien und hat schon vor einiger Zeit das Zepter an seine Junioren weitergereicht[24].-



1871 findet also eine Namens- und Wappenvereinigung der Lochner von Hüttenbach mit dieser ausgestorbenen freiherrlichen Familie der Heußlein von Eusenheim aus dem unterfränkischen Bad Kissingen statt, nachdem am 11.6.1860 der Ehevertrag geschlossen worden ist; zu diesem Zeitpunkt ist Christian Leutnant im 9. Infanterieregiment zu Würzburg. Am 24.2.1866 lässt er sich wegen eines Halsleidens zur 2. Sanitätskompanie versetzen, kommt am 23.7.1866 zur 5. Sanitätskompanie, bei der er am 1.8. zum Hauptmann 1. Klasse befördert wird. Am 20. August 1866 wird er wegen seines Verhaltens „vor dem Feinde belobigt“ und am 7.9. des gleichen Jahres zur 3. Sanitätskompanie versetzt. Am 11. Oktober 1870 bekommt er den Militärverdienstorden für seine Leistungen in der Schlacht von Sedan beim Feldzug gegen Frankreich. Schon während des Krieges hat er im „Korrespondenten: Tagebuchblätter eines im Felde Stehenden“ veröffentlicht, die er später in Nürnberg 1871 gesammelt herausgeben wird, und die seiner Zeit viel Interesse erregen. Am 19. Januar 1871 erhält er die Bewilligung der oben erwähnten Wappenvereinigung für sich und seine Nachkommen – von „Märchenkönig“ Ludwig II. von Bayern persönlich genehmigt. Sein Schwager und Kamerad in der Schlacht bei Sedan, Karl Freiherr Heußlein von Eusenheim, der letzte seines Geschlechts, ist als Chevauxlegers-Leutnant in Folge eines Sukkurs-Rittes bei Sedan, als Letzter seines Geschlechtes, verschieden.

Am 25. Juni 1872 geht Christian Lochner von Hüttenbach in Pension und bewohnt dann das Heußlein’sche Schloss mit seiner Familie in Bad Kissingen. Seine Gemahlin und seine Töchter Marie (verheiratet mit Ludwig von Fraunberg), Justine und Adele erarbeiten sich einen bedeutenden Ruf als Kunststickerinnen; in der Familie ist stets die Rede von „Adelens Feenhänden“ – sogar im Kunstgewerbeverein von München sind die Arbeiten ausgestellt worden.

Deren gemeinsamer jüngerer Bruder Karl Josef Philipp Maria Christian Adalbert Lochner von Hüttenbach (5.11.1868 – 24.12.1927) ist als praktischer Arzt und Badearzt tätig. Da er schon 1927 stirbt, entschließt sich die Witwe mit den Kindern nach München zu ziehen.
Sein Sohn Eberhard von Lochner senior (11.10.1910 – 20.11.1994) lebt dann weiterhin mit seiner Familie dort und ist Bankbevollmächtigter. Romantische Klaviermusik ist seine Leidenschaft und er schreibt gerne Gedichte, die 1978 im Majo Bild- und Buchverlag, Bad Kissingen, erscheinen.

Seniorchef Eberhard von Lochner junior, dessen Sohn:

geboren 1943, verheiratet (zwei Kinder und vier Enkel), Studium der Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft. Lehrer am Graf-Rasso-Gymnasium Fürstenfeldbruck, zuletzt als Studiendirektor. Er bringt zahlreiche Veröffentlichungen zu Leben und Werk des Geschichtsphilosophen und Gründers der Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München namens Eric Voegelin (1901-1985) heraus. Außerdem existieren aus seiner Feder u.a. Vorträge und Aufsätze zu Thomas Mann und Wilhelm Hausenstein, bzw. zur bayerischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Seine Affinität gilt des Weiteren ebenfalls der Literatur, speziell der Lyrik, die er liebt wie sein Vater.-

In Hüttenbach nach 1900 erwirbt den umfangreichen Grund und Boden, der zum Schlossbesitz der Freiherren Lochner von Hüttenbach gehört, bald die freiherrlich von Tucher’sche Familie in Simmelsdorf, die nach dem 30jährigen Krieg schon Winterstein von den Lochnern gekauft hat. Wegen Verschuldung muss Oberst Josef Simon Lochner von Hüttenbach (9.2.1857 – 9.5.1914), der Letzte des Lochner’schen Geschlechts auf Hüttenbach, im April 1906 das Hüttenbacher Schloss, den Sitz seiner Ahnen, den diese 378 Jahre innegehabt haben, an seinen Jagdfreund, den damaligen Bankier Rudolf Plochmann aus Frankfurt am Main, veräußern.

Josef Simon hat nach dem Gymnasium in Amberg, wie einst sein Vater, auch die königliche Forstschule zu Aschaffenburg absolviert. Im Militärdienst ist er zuletzt Oberst und Kommandeur des 15. Infanterieregiments in Neuburg an der Donau; doch muss er nach kurzer Zeit wegen eines Gehirnleidens in den Ruhestand treten. Seine Ehe mit Sophie Christiana Hagen (geb. 14.11.1854) bleibt ohne Nachkommen, so dass sein Zweig mit ihm am 9. Mai 1914 zu Nürnberg ausstirbt. Das umfangreiche Schlossarchiv, dessen Urkunden und Akten die Zeit von 1400 bis 1900 umfassen, und das vor allem aus Zins- und Salbüchern sowie Lehensurkunden besteht, verkauft der Schlossbesitzer, Diplomingenieur Direktor Plochmann, an das Staatsarchiv Nürnberg (heute Repertorium 311).

Er und seine Erbnachfolger besitzen Schloss Hüttenbach bis 1934. Am 16.6. diesen Jahres erwirbt der „Wander- und Heimatverein Hüttenbach“ das Schloss. Den Rest des Lochner’schen Archivs lassen die Besitzer der Sicherheit wegen ins Staatsarchiv Nürnberg bringen. Einen großen Teil der Familienaufzeichnungen besitzt dann Heinrich Janz in der 1960er Jahren, der erste Archivar von Schloss Hüttenbach. Er hat u.a. eine Abschrift der Lochner’schen Familiengeschichte von Maximilian Lochner von Hüttenbach zur Verfügung gestellt bekommen (siehe oben – Linie Elten).

Dessen Enkelin, die von der Betreiberin der Webseite äußerst geschätzte und leider 2016 verstorbene Eleonore Cremers-von Lochner, übergibt diese Unterlagen in den 1990er Jahren an sie mit den Worten, die einstmals Heinrich Janz an Eleonore gerichtet hat:
„…eines Tages wird jemand kommen und die Erforschung des gesamten Geschlechts der Lochner vorantreiben“.

Mögen dem jetzigen jungen Stammhalter
der Lochner von Hüttenbach,
seiner Schwester und seinen beiden Cousinen,
ein langes, erfülltes Leben vergönnt sein,
eingedenk der Tatsache,
dass sie die letzten Nachfahren
eines uralten Rittergeschlechts der FRANKEN sind!


A N H A N G:

  1. Das Patronatsrecht (lateinisch „ius patronatus“) ist die Schirmherrschaft eines Landes- oder Grundherrn über eine Kirche, die auf seinem Gebiet liegt – Ansgar Hense / Florian Sepp: „Patronatsrecht 19./20. Jahrhundert“ – in: Historisches Lexikon Bayerns

  2. Fideikommiß = unveräußerliches und unteilbares Erbgut – Rudolf Gerstenhöfer: „Beziehungen der Oberpfalz zu Franken –
    aus der Familiengeschichte eines altfränkischen Adelsgeschlechts, die Lochner von Hüttenbach“, aus: Die Oberpfalz, Laßleben-Verlag, Kallmünz, 1966

  3. Wappen der Zollner von Brand: Horst Appuhn (Hrsg.): „Johann Siebmachers Wappenbuch. Fränkische 107. Die bibliophilen Taschenbücher 538“, 2. verbesserte Auflage, Dortmund, 1989

  4. Michael Diefenbacher: Zollner von Brand, Patrizierfamilie“, in: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): „Stadtlexikon Nürnberg“, 2. verbesserte Auflage, W. Tümmels-Verlag, Nürnberg, 2000

  5. Wappen der Freudenberg (siehe oben) aus dem Scheibler’schen Wappenbuch

  6. www.gemeinde-freudenberg.de

  7. www.onetz.de = Oberpfalz Medien GmbH, Weigelstraße 16, 92637 Weiden – Artikel vom 22.1.2011 –
    zum Thema „Adelsgeschlecht der Freudenberger prägte einst viele Orte im Landkreis – Ölgemälde in Neukirchen: Ruinen und Bilder die letzten Spuren“

  8. Wappen der Freiherrn von Podewils -von SVG: Depthfield – de.wikipedia.org, Bild-PD-alt, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=8372437

  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Podewils

  10. 1972 gründet der Landkreis Amberg-Sulzbach das überregionale Bergbau- und Industriemuseum in Theuern und 1978 erfolgt die Eröffnung. Seine wichtigste Aufgabe besteht darin, den Bergbau und die Industrie des gesamten ostbayerischen Raumes zu erforschen, zu dokumentieren und darzustellen.

  11. Gemeindechronik Theuern: Abhandlung „Die Theuerner Schlossbauten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts“, S. 252

  12. Wortlaut auf der Webseite des Bergbau- und Industriemuseums Ostbayern auf Schloss Theuern – www.kultur-schloss-theuern.de

  13. Wappen der von Bibra Zeichnung von Adolf Matthias Hildebrandt

  14. Wilhelm Freiherr von Bibra: „Geschichte der Familie der Freiherrn von Bibra“, 1870 – Werner Wagenhöfer: „Die Bibra: Studien und Materialien
    zur Genealogie und zur Besitzgeschichte einer fränkischen Niederadelsfamilie im Spätmittelalter“, Verlag Degener & Co, Neustadt/Aisch, 1998

  15. Christoph Ludwig Lochner von Hüttenbach kauft das Rittergut Riegelstein von Johann Christoph von Varell für 10.000 fl. und 300 fl. Schlüsselgeld. Es wird 1766 verliehen an Carl Ludwig und Rudolf Heinrich, 1773 an Carl Dietrich, 1779 an Carl Ludwig, Carl Dietrich und Joseph Christian, 1794 an Christian Adam, Carl Ludwig und Adam Friedrich

  16. Foto aus dem Buch „850 Jahre Hüttenbach“- Geschichte eines Dorfes – Hrsg.: Volker Alberti – Horst Gebhard – Perry Gumann

  17. siehe: 04 KORRESPONDENZ – Hans III. Ungnad von Weissenwolff mit ihrem berühmten Vorfahren Peter Paul Vergerius

  18. Karl Christian von Mann gen. Tüchler- in: Neuer Nekrolog der Deutschen, 15. Jahrgang, 1837, 1. Teil, Voigt, Weimar, 1839, S. 387 f.

  19. Gemälde: Unidentified engraver – gemeinfrei – Historische Webseite Holnstein http://www.robl.de/holnstein/holnstein.html, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36537475

  20. Verkauf Landsassengut Untermantel: Staatsarchiv Amberg, Fürstentum Pfalz-Sulzbach, Regierung – Weidauische Akten 1247,
    Amt Weiden 1538 Fürstentum Pfalz-Sulzbach, Regierung – Weidauische Akten 29/412. – Gesuch um Mitbelehnung und Desindenz seiner Ehefrau Sophie Lochner von Hüttenbach: StA BA B58/III, Nr. 05737, sowie StA BA B58/III, Nr. 05746

  21. Oscar Lochner von Huettenbach: „Die Jesuitenkirche zu Dillingen. Ihre Geschichte und Beschreibung mit besonderer Berücksichtigung des Meisters ihrer Fresken Christoph Thomas Scheffler (1700–1756). Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts“, Stuttgart 1895
    (= Dissertation von 1893)

  22. Ferdinand Vonwerden: „Oskar Freiherr Lochner von Hüttenbach“, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 35, 1920, S. 17 – 21 –
    Siegfried Koß, Wolfgang Löhr (Hrsg.): „Biographisches Lexikon des KV. 7. Teil (= Revocatio historiae)“,. Band 9, Akadpress, Essen, 2010, S. 88 ff.

  23. Harald Derschka: „Der Verein für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Ein Rückblick auf einhundertfünfzig Jahre Vereinsgeschichte
    1868–2018“, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 136, 2018, S. 1 – 303, hier: Seite 220

  24. Mail an die Verfasserin von Federico Freiherr von Beck-Peccoz vom 20.10.2023

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