03 LVW / LVL HISTORIE

~1450 / >1500


Lochner von Waischenfeld –
Lochner von Liebenfels in Kärnten, Österreich


Die Waischenfelder Linie nimmt ihren Anfang mit Rupprecht Lochner, dem ersten gesicherten Kastner der Lochner. Sein Vater könnte Hans III. Lochner gewesen sein, der um 1410 in Urkunden zu Ebermannstadt Erwähnung findet. Neueste Hinweise lassen die Vermutung zu, dass die Waischenfelder Linie und deren Seitenlinie, die Lochner von Liebenfels in Kärnten, vor 1500 die Wappenvariante der „roten“ Lochner-Linien übernehmen, die standesbewusster agieren, als die engere Verwandtschaft in Ebermannstadt[1]. Von Rupprecht Lochner ist tatsächlich einmal die Ehefrau mit vollem Namen bekannt.

Anna Ermreicher genannt Tetzel (auch Tetzlein – Wappen: Mühlstein – Seitenlinie: Türkelsteiner). Die Ahnenreihe der Ermreicher beginnt 1317: die Burg Zoggendorf bei Heiligenstadt in der Fränkischen Schweiz wird von ihnen erbaut, sie haben darüber hinaus Besitz in Tüchersfeld, sowie Kirchenbirkig und Stadelhofen[2] (Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts sterben sie aus). Dieses Geschlecht hat zudem zwei Burggüter in Gößweinstein (1400 – 1530)[3], welche 1424 von Rupprecht Lochner als Vormund für seinen minderjährigen Schwager Stefan Ermreicher verwaltet wird, der es 1455 „an die rechten Erben“ abtritt. 1423 übernimmt er die Mannlehen seines Cousins Heinrich III. Lochner von Ebermannstadt, was deutlich die enge Verwandtschaft belegt[4]. Bereits um 1400 tritt Eberhard Tetzlein zusammen mit Fritz I. Lochner von Ebermannstadt, dem Vater des Heinrich III. Lochner von Ebermannstadt, als Bürgen für die Herren von Streitberg vor Gericht auf[5].

Die Ehe von Rupprecht Lochner und Anna Ermreicher-Tetzel ist mit mehreren Kindern gesegnet. Die Töchter unbekannten Namens heiraten erneut bei den Modschiedlern und Groß von Trockau genannt Christanz ein; die Söhne aus den Ehen seiner Schwestern stehen später unter der Obhut ihres Bruders Heinrich V. Lochner von Waischenfeld, der als Ältester das Kastenamt vom Vater übernimmt. Wahrscheinlich ist er ab etwa 1460 mit Kunigunde von Wirsberg verheiratet (siehe auch: 02 HISTORIE Ratiborsky von Sechzebus), die ihm einen Hof zu Wieselberg, bereits damals eine Wüstung bei Hungenberg (heute Markt Gößweinstein im Landkreis Forchheim), als Mitgift einbringt, sowie einen Hof zu Brünnberg, ehemals Anteile eines Burgguts zu Oberntüchersfeld, denn dies ist so in der Aufzählung des „Lochner’schen Burgguts“ zu Waischenfeld bei der Belehnung 1464[6] vermerkt (siehe auch: 02A LVW DATEN).

Kunigundes Vater, Konrad von Wirsberg d.Ä. zu Unterailsfeld, kauft 1441 den Hof zu Wieselberg und einen zu Brünnberg von Hans II. von Rabenstein[7] als Lehen des Bamberger Bischofs[8] – dieser ist der Sohn von Georg I. von Rabenstein, der von 1433 – 1435 Amtmann von Neideck ist. Sein Untervogt heißt Ulrich II. Lochner von Ebermannstadt, und vielleicht ist er mit einer Tochter dieses Rabensteiners vermählt.

Die Rabensteiner haben insgesamt drei Burggüter zu Tüchersfeld: zwei davon in Unterntüchersfeld, eines in Oberntüchersfeld; letzteres ist vor 1404 von Hermann II. von Rabenstein von Georg II. und Albrecht II. von Wichsenstein erworben worden[9]. Dieses „dritte Burggut“ wird anteilig je Georg I. und, dessen Cousin, Heinrich III. von Rabenstein vererbt.

Zum Verdruss seines mutmaßlichen Schwagers, Konrad von Wirsbergs d.J. auf Rabenstein, lässt sich Heinrich V. Lochner einfallen gegenüber von Rabenstein 1490 eine Burg (genannt Hohenloch) im Auftrag des Bamberger Bischofs zu errichten. Daraufhin schaltet Ersterer seinen Lehensherrn, Markgraf Friedrich V. von Ansbach-Bayreuth ein, macht kurzen Prozess und lässt die im Entstehen begriffene Burg niederreißen[10]. – Die Burg Rabenstein ist vor 1489 im Fürstenkrieg zwischen Albrecht Achilles von Brandenburg-Bayreuth und Herzog Ludwig IX. dem Reichen von Baiern-Landshut zerstört worden. Die Söhne von Albrecht Achilles, die Markgrafen Friedrich V. und Siegmund, verleihen daraufhin dem Wirsberger „das Wal und Burgstall zu Rabenstein“ mit der Verpflichtung zum Wiederaufbau innerhalb von acht Jahren.

Was hat Heinrich V. Lochner von Waischenfeld zum Bau einer neuen repräsentativen Burg veranlasst, die „Hohenloch“ heißen sollte? Es wird sich bald herausstellen…

Seine beiden Töchter heiraten in gleichrangige Ministerialenfamilien Frankens und der Oberpfalz ein: Magdalena wird 1464 mit einem Spross der Hellwagen von Leuzenhof vermählt und Anna im gleichen Jahr mit Konrad Ochs von Gunzendorf. Sie erhalten je 300 fl. Heiratsgut – nicht übertrieben großzügig von ihrem Herrn Vater!


Die Ochs von Gunzendorf bilden einen Zweig in den Hochadel Dänemarks aus und mit Peder Oxe stellen sie den Finanzminister und Reichshofmeister; er ist damals der reichste Mann dieses Landes[11]. Als die fränkische Linie 1563 mit Georg Ochs ausstirbt, versucht Peder Oxe sogar deren Lehen weiterzuführen, was als dänisches Geschlecht allerdings im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nicht vorgesehen ist[12].

Wie sehr sich die beiden Hauptstränge der Lochner kurz vor 1500 angenähert haben, zeigt, da (hier muss vorgegriffen werden) Heinrichs V. Söhne keine Nachkommen in Franken haben, denn er wird Vormund (Oheim) und Ersatzvater für Pankraz Lochner, dem späteren Hüttenbacher. 1494 vermittelt er eine Heiratsabrede zwischen Pankraz Lochner und Helene Ermreicher-Tetzel, eine junge Frau aus der Familie seiner Mutter; dabei handelt er die hohe Summe von 1000 fl. für den jungen Mann heraus.

In Franken nehmen am 2. Mai 1501 an einer der ersten Rittertage Pankraz Lochner von Hüttenbach für die „roten Lochner-Linien“ und Heinrich V. Lochner von Waischenfeld, als Geschlechtsältester, zum ersten und gleichzeitig letzten Mal als Vertreter der „blauen Lochner-Linien“ teil[13]. Ein Bruder dieses Heinrich V. namens Ulrich ist Priester in Bamberg[14], doch von seinem Bruder Konrad V. Lochner hat bislang jede Spur gefehlt.

Lange ist rätselhaft, was aus ihm geworden ist – dann die sensationelle Überraschung: er betätigt sich 1466 als Söldnerführer im Dienst Kaiser Friedrichs III. (Habsburg) gegen die Türken[15], vorher hielt er sich länger in Niederbayern auf, denn dort vermählt er sich mit Dorothea von Radlkofen, die aus einem niederadeligen Geschlecht aus der Gegend um Landshut stammt. Seine Nachkommen bekleiden hohe Ämter am Hof der Habsburger…

Es gibt Hinweise, dass weitere Lochner sich als Söldner verdingen, die zu keiner Linie zuzuordnen sind, so ein Lucas Lochner[16], der mit der Hofmark Achdorf (heute Stadt Landshut) genannt wird, und dem der bekannte „Raubritter“ Konrad Schott von Schottenstein ein Pferd schuldet; dieser ist ein alter Kumpan des Götz von Berlichingen.

1468 wird Konrad Lochner schließlich Amtmann in Feistritz in der Steiermark; vorher kauft er sicher um 1460 in der Residenzstadt des Kaisers Wiener Neustadt ein Haus in der Innenstadt, dem Minoritenviertel (heute Bahngasse 17), denn ein weiterer Söldnerführer und Mitstreiter von ihm, Florian Winkler von Hainfeld[17] (geboren um 1420), der, wie er, aus einem kleinen Rittergeschlecht der Steiermark stammt und ihren Edelsitz in der heutigen Stadt Hainfeld in Niederösterreich haben, erwirbt ebenfalls dort ein Haus (Nr. 19), was die Voraussetzung ist, um das Bürgerrecht zu erhalten.

Beide Söldnerführer sind demzufolge Bürger von Wiener Neustadt geworden[18]. Florian Winkler tritt bereits 1445 in kaiserliche Dienste bis ungefähr 1472 und scheint zwischenzeitlich für Dänemark in den Krieg gezogen zu sein, denn auf seinem Epitaph findet sich an seiner Rüstung ein Orden, d.h. er ist Träger des dänischen Elefantenordens.


Das Haus eines Söldnerführers muss ziemlich geräumig gewesen sein (denn im Gegensatz zu Florian Winkler ist Konrad Lochners Kinderschar dort wahrscheinlich aufgewachsen), denn alleine für dessen Habseligkeiten als Soldat gibt es noch Dienerschaft, u.a. zwei Knechte und einen Stallburschen, die mehrere Pferde zu betreuen haben, sowie die Rüstkammer ihres Herrn – darin existiert sämtliches Waffenarsenal wie verschiedene Armbrüste, Harnische und Rüstungen[19]. In seinem Testament, er stirbt am 9.9.1477[20], bedenkt er nicht nur Mitglieder seiner eigenen Familie mit seinem reichen Erbe, denn auch Kaiser Friedrich III., immer in Geldnöten, betreibt neuerdings die Praxis, sobald er von reichen Erbtöchtern hört, diese mit verdienten Vasallen zu verheiraten, um damit seine eigenen Schulden zu begleichen. So bestimmt er mit eigenhändig von seiner Kanzlei verfassten Schreiben und sogar einer zweiten Ermahnung an Winklers Familie, dass Margarethe Winkler, die Schwester des Florian Winkler, den Ritter Achaz Mutmannsdörfer sofort zur Frau nehmen solle. Der Kaiser werde den jungen Ritter sogar mit einem lukrativen Amt ausstatten… [21]



Mit seiner Frau Dorothea von Radlkofen (siehe Anhang: Stammbaum der von Radlkofen)[22] hat Konrad Lochner von Liebenfels mehrere Kinder; davon bekannt sind drei Söhne und drei Töchter. Besonders pikant ist, dass einer seiner Söhne, Andreas Lochner, von 1532 – 1544 später Propst eines der Klöster wird[23] (Eberndorf), an dessen Freiheiten sich sein Vater hat bereichern wollen.

Er muss ein recht cholerischer Charakter gewesen sein, denn es finden sich Urkunden von 1478[24] und noch einmal vom Juli 1483[25], worin der Kaiser jedem seiner Adeligen androht „in schwerste Ungnade“ zu fallen, falls sie nochmals die Rechte und Freiheiten zweier österreichischer Klöster antasten würden; dies richtet der Kaiser insbesondere an Konrad Lochner[26].

Er erhält dann 1472 bis zu seinem Tod in der zweiten Jahreshälfte 1483 pfandweise von Kaiser Friedrich III. die namhafte Hollenburg[27] als Pfleger in Kärnten verliehen, sein Alterssitz[28].




Vom Bruder des Eberndorfer Propstes Matthias Lochner[29] (1470 – <1538) ist nichts weiter bekannt, außer, dass er der Vater von Leonhard Lochner ist, und – wie sein weiterer Bruder Linhard – ebenfalls Söldner ist. Linhard Lochner scheint über Landshut schließlich in Mailand (Condottieri?[30]) gelebt zu haben; damals halten sich viele Söldner aus deutschen Ministerialengeschlechtern in Italien auf, wo pausenlos Krieg zwischen den Stadtstaaten herrscht[31]. Und er wickelt die Erbschaft seines Verwandten, Philipp Lochner, dem letzten Amtmann von Waischenfeld ab.

Sein entfernter Vetter Dr. jur. utr. Johann III. Lochner von Nürnberg steht zu dieser Zeit mit der Markgräfin von Mantua, der Hohenzollerin Barbara Gonzaga, in regem Briefwechsel und ist Ratgeber Kaiser Friedrichs III., des Papstes und des Herzogs von Tirol (siehe Lochner von Nürnberg).

Linhard Lochner, der „als zu Mailand gesessen“ gilt[32], kämpft jedenfalls – wie vormals sein Vater – als Söldnerführer 1529 zusammen mit seinem Neffen Leonhard Lochner erneut gegen die Osmanen, als diese Wien vom 27. September bis 14. Oktober belagern. Er kauft die Burg Liebenfels 1536 in Kärnten bei St. Veit an der Glan von seinen Vettern Ungnad und benennt seine Lochner-Linie nach ihr[33]. Leonhard Lochner wird vom Kaiser sogar die riesige Burg und Herrschaft Hochosterwitz vor 1521 verliehen[34]. Mit ihm stirbt die historisch interessanteste Linie der Lochner – die Lochner von Liebenfels – 1570 aus. Leonhard Lochners Erbschaft entscheidet eine seiner vier Töchter, Ursula Lochner, verheiratet mit Ludwig von Attems[35] für sich (1620 wird Liebenfels verkauft).



Nunmehr soll von der Urkunde vom 8. Oktober 1538[36] berichtet werden; sie beweist eindeutig, dass die Liebenfelser von den Waischenfelder Lochnern abstammen. Wie schon erwähnt, hat Heinrich V. Lochner keine Nachfahren, denn mit dessen Sohn Philipp Lochner, dem Amtmann von Waischenfeld, stirbt diese Linie 1538 ebenfalls aus. In genannter Urkunde wird die Erbschaft Philipp Lochners geregelt und darin taucht erstmals der Name Lochner von Liebenfels auf – und – der Name Ungnad von Weissenwolff, Baron von Sonnegg. Von den drei Töchtern des Konrad Lochner von Liebenfels(-Waischenfeld) heiratet nachweislich Barbara in das Geschlecht der Welzer von Eberstein ein[37], ihre Grabplatte ist erhalten (siehe vorherige Seite), und die beiden anderen bei den Ungnad von Weissenwolff. Von der Schwester Agnes Lochner findet sich nur der Vermerk in der oben genannten Urkunde, dass sie keine Erbansprüche stelle, und nun zur bedeutendsten Lochnerin, Margarethe Lochner von Liebenfels.

Um das Jahr 1475 geboren, muss sie, wie ihr Bruder Matthias vor 1538 verschieden sein, denn bei o.g. Erbschaft des letzten Waischenfelder Lochners findet sie keine Erwähnung. Sie ist mit Hans II. Ungnad von Weissenwolff, Baron von Sonnegg, liiert, dem damaligen stellvertretenden Landeshauptmann der Steiermark. Sein Onkel gleichen Namens ist ein enger Berater von Kaiser Friedrich III. (Teil des „steirischen Triumvirats“[38]). Seine Ehe mit Richarda von Pernegg eröffnet Hans I. Ungnad den Zugang zum landesfürstlichen Hof. 1436 begleitet er diesen nachmaligen Kaiser als Hofmarschall auf eine Pilgerreise ins Heilige Land, als der noch Herzog Friedrich V. von Österreich gewesen ist. Dieser überträgt ihm das Amt des Kammermeisters, und er ist Rat und Beisitzer bei Kammergerichtsprozessen. Die Herrschaft Sonnegg in der Nähe von Völkermarkt in Kärnten erwirbt er als namensgebenden Sitz seiner Familie im Jahre 1442[39].

Als Hans II. Ungnad 1521 stirbt, instruiert Margarethe Lochner ihren Sohn Hans III. Ungnad, der um diese Zeit am Hof der Königin Maria von Ungarn und Böhmen lebt, und eine geborene Habsburg ist, für sie eine Position an deren Hof zu arrangieren[40]. Ihr Sohn „tut wie befohlen“ und Maria stimmt zu, dass seine Mutter, Margarethe Lochner von Liebenfels, verwitwete Ungnad von Weissenwolff, ihre Obersthofmeisterin[41] werden soll.


Sie wird also „obriste Hoffmaystarin“ (1524 – 1531) bei Königin Maria von Ungarn und Böhmen [42] und zieht mit ihrer jüngsten Tochter Elisabeth an deren Hof nach Buda (heute Budapest), die dort als Kammerjungfrau tätig sein wird. Die Habsburgerin muss sich glänzend mit „den Lochnerinnen“ verstanden haben, denn sie lädt persönlich die ungarischen Adeligen zur ersten Hochzeit Elisabeth Ungnads von Weissenwolff am Donnerstag, 15. April 1526 ein, die den jüngsten Spross der Finanziers des ungarischen Königshauses heiratet, Franz Ernuszt von Csaktornya, dessen Familie konvertierte Juden aus Wien sind – wenige Monate später fällt er in der Schlacht von Mohacs 1526, wie Ludwig II. von Ungarn. Elisabeth bleibt nach diesem Schicksalsschlag vorübergehend bei ihrer Mutter und heiratet dann in zweiter Ehe Graf Albrecht von Schlick auf Winteritz in Böhmen.

Ihre Schwester Barbara Ungnad von Weissenwolff, Hofdame bei Anna von Ungarn, der Ehefrau Ferdinands I., vermählt sich 1523 mit einem weiteren Vertreter eines bedeutenden österreichischen Adelsgeschlechts: Wilhelm von Puchheim, Freiherr zu Raabs und Krumbach. Und last but not least: eine Tochter von Margarethe Lochner tritt in ihre Fußstapfen, Polyxena Ungnad[43]. Dadurch, dass die Habsburger sowohl in Österreich, als auch in Spanien regieren, verschlägt es mehrere spanische katholische Hochadelige nach Wien. Polyxena heiratet einen Angehörigen des ehemaligen spanischen Königshauses, Don Pedro Lasso de Castilla, seines Zeichens Oberstallmeister Ferdinands I. und Oberhofmeister des Kaisers Maximilian II. Als Witwe wird Polyxena ebenfalls Oberhofmeisterin von Maria von Spanien, Ehefrau dieses Kaisers.

Ihre Tochter Polyxena Lasso de Castilla y Ungnad vermählt sich mit einem der Brüder Fernandez de Cordoba y Aguilar, dessen Vorfahren den „katholischen Königen“ Spaniens gedient haben, als diese die Mauren besiegen, ebenso wie ihre Schwester Ana Maria mit Diego Fernandez de Cordoba y Aguilar (siehe Anhang: Stammtafel Margarethe Lochner von Liebenfels).

Durch die Doppelhochzeit der Habsburger, die Kaiser Maximilian I. eingefädelt hat – frei nach dem Motto: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube“ – „Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate“ – wird bekanntlich Maria, seine Enkelin, den Stammhalter der Ungarn, den Jagiellonen Lajos (Ludwig II.) angetraut, umgekehrt dessen Schwester Anna Jagiello wird mit Kaiser Ferdinand I. vermählt, der ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zu Hans III. Ungnad pflegt – bis zum jähen Ende!


Nach der verheerenden Schlacht von Mohacs, als Ungarn an die Türken fällt, beginnt für Margarethe eine letzte Veränderung in ihrem Leben, denn Maria von Ungarn will sich von ihren Brüdern nicht ein weiteres Mal unter die Haube bringen lassen. Tatsächlich wendet sich Kaiser Ferdinand I. (siehe oben) im Juni 1528 an Margarethe, damit sie seine Schwester Maria für das Eheprojekt mit James V. von Schottland (1513-1542) „günstig stimme“, dem König der Schotten, der im Krieg gegen seinen Onkel König Heinrich VIII. von England, fällt[44]. Sie, die sich ihren Brüdern immer eng verbunden fühlt, verlangt als Statthalterin in die Niederlande versetzt zu werden, wo zuvor ihre Tante Margarethe, die Tochter Kaiser Maximilians I., verstorben ist.

Allerdings hat Karl V. den unmissverständlichen Befehl ausgegeben, dass alle lutherisch gesinnten ihres Hofstaates gehen müssen, namentlich Margarethe Lochner, der Maria von Ungarn 3.582 fl. schuldet[45], da diese nach Mohacs in ernste finanzielle Schwierigkeiten gerät. Bis 1530 summiert sich dies bei all ihren Gläubigern auf ein Sümmlein von 18.032 Gulden rheinisch[46].

Diese Lochnerin, der nachgesagt wird, dass sie Lutheranerin sei, muss erheblichen Einfluss auf Maria von Ungarn gehabt haben, und zwar so sehr, dass Kaiser Karl V., vor dem Luther bekanntlich abschwören sollte, sie zur Persona non grata erklärt. Vielleicht hegt er die Befürchtung, dass Maria von Ungarn doch – trotz deren Verbundenheit mit der Casa de Austria – lutherisch werden könne? Martin Luther persönlich hatte vier Psalmen für Maria übersetzt und ihr mit einem emotionalen Brief geschickt, gedacht als Trost nach der Schlacht von Mohacs. Maria von Ungarn und ihr Bruder Ferdinand I., stellen die Autorität ihres Bruder Kaiser Karls V. nie in Frage, allerdings in der Frage der Besetzung der Obersthofmeisterin an Marias zukünftigem Hof in den Niederlanden, gibt er ihr zu bedenken, dass sie doch lokale Persönlichkeiten in Betracht ziehen solle…[47]

Jedenfalls gestaltet sich die Suche in Bezug auf eine Nachfolgerin für Margarethe Lochner, mit der sich Maria ja bestens verstanden hat, als ungewohnt schwierig heraus, denn Maria eilt der Ruf einer „exzentrischen Persönlichkeit“ voraus[48].

A N H A N G:

STAMMBAUM von Radlkofen

  1. An der Burgruine Liebenfels in Kärnten, Österreich, befindet sich eine Sonnenuhr von 1567 mit dem Lochner-Wappen der „roten“ Linien – freundlicher Hinweis vom jetzigen Burgbesitzer Dietmar Messner – laut Eugen Schöler, fränkischer Heraldiker, ist dies durchaus vorgekommen

  2. Ältestes Lehenbuch des Hochstiftes Würzburg, 1. Band von 1303 – 1354, Seite 187, Eintragungen Nr. 1778 und 1779

  3. Hellmut Kunstmann: „Burgen der östlichen Fränkischen Schweiz“, Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg, 1965, S. 51

  4. StA BA Stb. 3, S. 33 zu Forchheim

  5. Kaiserliches Landgericht Bamberg = LGB, Nr. 921, fol. 154b (ex Klagebuch, fol. 92) und LGB, Nr. 904, fol. 12b (ex Klagebuch, fol. 154b)

  6. StA BA Rep. A205/4 Nr. 7619 L.

  7. StA BA Stb. 3, fol. 118 – Verleihung an Hans II. von Rabenstein

  8. StA BA Stb. 4, fol. 90 – Kauf durch Konrad von Wirsberg d.Ä. zu Unterailsfeld

  9. Gustav Voit: „Die Rabensteiner – Werdegang, Schicksal und Ende eines bedeutenden Rittergeschlechts der Fränkischen Schweiz“, Altnürnberger Landschaft e.V., Simmelsdorf, 1998 – S. 17 und 78.

    1460 erbt Wolfram von Rabenstein den restlichen Anteil des dritten Burgguts zu Oberntüchersfeld; sein Bruder Georg III. von Rabenstein (1446 – 1482), vermählt mit Elsbet Hilpoltsteiner, sitzt um diese Zeit auf Hüttenbach (StA Nürnberg, Rep. 311, Lochner-Archiv, Urkunde 7). Das Rittergut Hüttenbach bei Simmelsdorf wird 1528 von Pankraz Lochner gekauft, nach dem sich dessen Nachfahren, die Freiherrn von Lochner, bis heute benennen. Pankraz Vormund ist Heinrich V. Lochner von Waischenfeld.

  10. Hellmut Kunstmann: „Burgen der östlichen Fränkischen Schweiz“, Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg, 1965

  11. „Peder Oxe’s live og levuet“ – Copenhagen: 1675 , Danmarks riges historie, vol. 3, Copenhagen: 1897-1905 –

    nach einem freundlichen Hinweis von Steen Thomsen (selbst Nachfahre der Oxe)

  12. Dänisches Nationalmuseum – www.kongegrave.dk

  13. Abhandlung von Maximilian Freiherrn Lochner von Hüttenbach – Linie Elten – zum Thema: „Die Lochner von Loch, Wiesentfels und Weiher bei Hollfeld“ – dem Andenken seiner Vorfahren gewidmet, Lindau, 1935 – keine Urkunden bekannt

  14. Er wurde in Bamberg zu den niederen Weihen zugelassen am 13.4.1465. Er studierte in Leipzig seit dem Wintersemester 1465 –
    in: „General-Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007 – 1907“, Hrsg: Friedrich Wachter, Druck von Johann Nagengast, Bamberg, 1908

  15. F.X. Kohla, G.A. von Metnitz, G. Moro: Kärntner Burgenkunde, Band 2, Klagenfurt 1973, S. 95f.

  16. Nachlass: Dr. G.W.C. Lochner, Mitbegründer des Nürnberger Stadtarchivs, erwähnt dies in seiner Mappe 40, Blatt 54 zum Okt. 1532, Cons. 44 Fol. 35b, die dort gelagert wird

  17. Verwandtschaft der Lochner mit den Winkler: Die Enkelin von Rochus Lochner von Hüttenbach, Tochter seines älteren Sohnes, namens Sophia Susanna (20.5.1650 – 1723) vermählt sich um 1670 mit Heinrich Lothar Winkler von Hainfeld aus Schlackenwerth – d.h. dieses Geschlecht bildet, wie die Lochner, eine Seitenlinie nach Böhmen aus

  18. Kauf des Hauses Nr. 19 durch Florian Winkler von Hainfeld, gelegen zwischen den Häusern von „Conradi Lochner und Thoman Holapetzl“ –Josef Mayer: „Geschichte von Wiener Neustadt“, II. Teil, Wiener Neustadt, 1926, S. 511, Anmerkung 1 – Bahngasse 17: bis vor kurzem Möbelkaufhaus Leiner in Wiener Neustadt, soll bis 2026 das neue Maximilium am Stadtpark entstehen; das Haus ist in der Nähe der Stadtmauer, unmittelbar zur Burg, dem Sitz Kaiser Friedrichs III. – nach einem freundlichen Hinweis von Dietmar Messner. Konrad Lochner erwirbt noch ein Haus in Wiener Neustadt am 21.10.1466, das vorher ritterlichen Familien gehört hat, StA WN Historischer Band 573

  19. Wortlaut aus einem Artikel der kürzlich verstorbenen Frau Dr. Gertrud Buttlar-Elberberg, Österreich – Verein für Landeskunde von Niederösterreich: www.noe.gv.at/noe/LandeskundlicheForschung/Verein_Landeskunde.html – ehemals Direktorin des Stadtarchivs Wiener Neustadt

  20. Testament des Florian Winkler von Hainfeld vom 9.9.1477 in StA Wiener Neustadt, Ratsbuch II, fol. 239r

  21. Josef Chmel: „Auszüge aus einem Kanzleibuche (Conzepten-Sammlung König Friedrichs IV. vom Jahre 1478)“, in: Notizenblatt, Beilage zum Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen, 2. Jahrgang, Wien, 1852, S. 361 – Nr. 471

  22. Landesarchiv Kärnten, Österreich – Ständisches Archiv, Urkunden AT-KLA 457-B-531 St

  23. Archiv Sankt Paul im Lavanttal, Österreich – Stiftsarchiv Urkunden, Stift Eberndorf 105

  24. Landesarchiv Kärnten, Österreich – Allgemeine Urkundenreihe, AT-KLA 418-B-C 2982 St – gemeint ist das Kloster Viktring bei Klagenfurt, Österreich

  25. Abschrift im Hauptstaatsarchiv Wien, Österreich – Signatur AUR 1483 VII 21, Pap. (18. Jh)

  26. Konrad Lochner von Liebenfels ist der 14./15. Ururur…Großvater der Königshäuser Europas: fabpedigree.com/s014/f107889.htm

  27. Regesta Imperii, Hauptstaatsarchiv Wien, Österreich – Urkunde Nr. 32494/ Fr. III Urk. DB

  28. F.X. Kohla, G.A. von Metnitz, G. Moro: Kärntner Burgenkunde, Band 2, Klagenfurt 1973 – mehrere Urkunden als Amtmann bekannt

  29. Matthias Lochner von Liebenfels ist der angeheiratete Onkel von Wilhelm Puchheim, bzw. der Onkel seiner Ehefrau Barbara Ungnad von Weissenwolff – www.kaiserhof.geschichte.lmu.de – KH 12874 und 11816 (Ludwig-Maximilian-Universität München – LMU)

  30. Condottieri: Bezeichnung für einen Söldnerführer in Italien um 1500

  31. https://de.wikipedia.org/wiki/Condottiere

  32. Stadtarchiv Nürnberg, Nachlass: Dr. G.W.C. Lochner – Cons. 79, Fol. 208, Mappe 36 vom 5.8.1552

  33. www.burgen-austria.com – heutiger Besitzer der Burg ist Dietmar Messner, Wiener Neustadt, Österreich

  34. Landesarchiv Kärnten, Österreich: Bestand Khevenhüller, AT-KLA 649-C-14 Ak

  35. Landesarchiv Kärnten, Österreich: St. Georgen am Längsee II, AT-KLA 443-B-26 St – Leonhard Lochner hat aus der Ehe mit Margarethe von Metznitz vier Töchter: davon namentlich bekannt ist nur noch Anastasia Lochner

  36. Landesarchiv Kärnten, Österreich: AT-KLA 457-B-90 F St – siehe Anhang: Urkunde von 1538

  37. Monika Stumberger: „Die Welzer – Genealogie und Besitzgeschichte einer steirischen Adelsfamilie“, Dissertation an der Universität Graz, 1980

  38. „Steirisches Triumvirat” = Hans II. von Neitperg, Haushofmeister, dessen Verwandter Walther Zebinger und Kammermeister Hans I. Ungnad bilden die Räte Kaiser Friedrich III. – Piccolomini prägt diesen Begriff, der ironisch gemeint ist – Paul-Joachim Heinig: „Kaiser Friedrich III. (1440 – 1493) in seiner Zeit“, in: Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters, Band 12) – Böhlau, Köln u.a. 1993, siehe Band 3, Register S. 1776

  39. Paul-Joachim Heinig: „Kaiser Friedrich III. (1440 – 1493) in seiner Zeit“ (siehe dortige Fußnote 126) – Band 1, S. 178

  40. Gernot Heiss: „Politik und Ratgeber“, S. 17 – András Kubinyi: „The Court of Queen Mary”, S. 16

  41. Obersthofmeister/in: fungieren als unmittelbare Leiter/in des kaiserlichen Hofs und Haushalts

  42. MOL Dl 24279 (Magyar Országos Levéltár, Diplomatikai levéltár/Ungarn) So wird Margarethe Lochner von Liebenfels in der auf Deutsch abgefassten Heiratsabrede zwischen ihrer jüngsten Tochter Elisabeth Ungnad von Weissenwolff, Freiin von Sonnegg, und deren 1. Ehemann, Franz Ernuszt von Csaktornya, angesprochen – sowie in der Hochzeitseinladung Marias von Ungarn an Fürst Ferenc Batthyány: Ed. Béla Iványi, “Memorabilia from the archive at Körmend”, 1942, Nr. 204

  43. Gernot Heiss: “Maria von Ungarn”, S. 440 und (auf spanisch) http://palomatorrijos.blogspot.com/2011/03/antonio-domingo-fernandez-de-cordova_22.html

  44. Biografia.sabiado.at/Lochner-von-Liebenfels – Biografieautorin: Ingrid Roitner, Österreich – James V. von Schottland ist der Vater von Maria Stuart

  45. Österreichisches Haus-, Hof und Staatsarchiv, Wien, Familienakten 97: Liste der Schulden der Maria von Ungarn (Augsburg, 15.11.1530) – Gernot Heiss: „Politik und Ratgeber“, S. 170

  46. Orsolya Rethelyi: „Mary of Hungary in Court Context, 1521 – 1531”, S. 123 – Karl Lanz: “Correspondenz des Kaisers Karls V., vol. I, 416 ff.

  47. Herwig Wolfram et al., eds.: „Korrespondenz der Maria von Ungarn mit ihrem Bruder Kaiser Ferdinand I.“, hier ein Brief vom 27.7.1531 (Brüssel – vol. 3, Nr. 523) sowie Brief vom 24.1.1531 (Krems – vol. 3, Nr. 450)

  48. Österreichisches Haus-, Hof und Staatsarchiv, Wien (Konzept – Belgien PA, fol. 166 – 169): Brief der Maria von Ungarn an ihren Bruder Kaiser Ferdinand I. vom 2.6.1540 – Gernot Heiss: „Maria von Ungarn“, S. 448

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