02 HISTORIE Förtsch von Thurnau



Die FÖRTSCH VON THURNAU zeigen anhand ihrer Stammes- und Wappengleichheit mit den Ritter-
geschlechtern Stübig (auch genannt Neidecker), den Modschiedler und den Fellendorf, dass sie sich um 1200 stark verzweigen – die Siegel der jeweiligen o.g. Familien sind absolut identisch oder „gespiegelt“, sie haben acht Dienstmannengeschlechter, u.a. ihre Verwandtschaft Modschiedler und die Görau, die sich mit einer Linie der Modschiedler zu den späteren Modschiedler von Görau mit dem „Tatzenwappen“ von dem restlichen Geschlecht der Modschiedler unterscheiden, die weiter das „Zackenwappen“ ihrer Vorfahren führen (wahrscheinlich die späteren Modschiedler zu Ebermannstadt und Reinsbrunn – (siehe: 02 HISTORIE Modschiedler und 03 HISTORIE Modschiedler von Görau). Weiterhin sind die Geschlechter von Wallenrodt und von Waldenfels Seitenlinien der Förtsch, allerdings mit eigenständigen Wappen und bis heute blühend (siehe: 01 STAMMBAUM Förtsch von Thurnau).

Sie sind ein fränkisch-slawischer Clan, der sich nach Oberpreuschwitz nennt: B R I S W I Z Z E.
Als Stammsitz gilt der Turmhügel in Dörnhof bei Oberpreuschwitz (heute Ortsteil von Bayreuth).



Nach Gustav Voit[1] sind die Förtsch von Thurnau spätestens 1149 Ministerialen der bayerischen Grafen von Dießen und Andechs, die ab 1130 mit dem Aufbau eines Territoriums in Oberfranken begonnen haben. Die Machtzentren der späteren „Andechs-Meranier“ liegen um die Burg Lichtenfels und Burg Niesten bei Weismain, um die Giechburg in der Nähe von Bamberg und Scheßlitz, sowie rund um die Städte Kulmbach und Bayreuth.

Dr. Ruprecht Konrad (siehe Anhang) zählt die Förtsch zu den Nachkommen des 1059/1096 urkundlich belegten Wigger von Langheim[2]. Er schließt dies aus den in diesem Familienverband auftretenden Leitnamen Arnold, Eberhard und Wolfram, die auch die Förtschen tragen, und aus der Übereinstimmung von Besitzkomplexen am mittleren Obermain. Als Urahnen der Familie erscheinen 1149 Eberhard I. „de Briswize“ und dessen Sohn Arnold I., 1167 als „de Menigen“ (Menchau, Ortsteil von Thurnau).

1244 nennt sich Eberhard III. Förtsch erstmals „de Turnowe“ – Thurnau ist heute ein Marktflecken im Landkreis Kulmbach. Es handelt sich um ein Herrschaftsgebiet mit eigener Hochgerichtsbarkeit, das die Förtsch von den Walpoten erlangt haben (zu diesem Zeitpunkt sind die Walpoten, einstmals Edelfreie, zu Ministerialen herabgesunken)[3]. Schon bald geraten die Förtsch dadurch ins Visier der auf die Erweiterung ihrer Territorien stetig hinarbeitenden Burggrafen von Nürnberg (Hohenzollern) und dem Bischof von Bamberg.

So kommt bereits ein Teil der freieigenen Burg Thurnau 1288 in die Hand des Bamberger Bischofs und 1292 sieht es zunächst danach aus, als käme dieser in den Besitz der ganzen Herrschaft Thurnau. Es wird sich allerdings 1307 seitens der Förtsch für Nürnberg entschieden – was Bamberg unter Protest sofort annullieren lässt.

Die bereits erwähnte Hochgerichtsbarkeit, eine der wichtigsten Machtbefugnisse der adeligen Oberschicht, bestreiten die Burggrafen von Nürnberg ab diesem Zeitpunkt mit Vehemenz, so dass sich Martin Förtsch 1397 genötigt sieht, sich diese von König Wenzel bestätigen zu lassen. Es kehrt in diesem Punkt keine Ruhe ein und fast 200 Jahre später – 1539 – erklärt sich Wolf Förtsch schließlich, der letzte in Thurnau ansässige Spross seiner Familie, dann bereit „die fraischliche Obrigkeit zu Thurnau“ von den hohenzollerischen Markgrafen zu Brandenburg als Lehen zu empfangen.



Wolf Förtsch von Thurnau stirbt 1551, wenige Jahre danach Georg Förtsch am 31. März 1564, so dass die Töchter des Wolf Förtsch erben: Ursula, die mit Hans Friedrich von Künßberg auf Wernstein vermählt ist und den umfangreichen Besitz erbt, zusammen mit ihrer Schwester Barbara, dem Hans Georg von Giech zu Buchau angetraut und Anastasia, deren Gatte Siegmund Fuchs von Rügheim schon verstorben gewesen ist, weshalb sie sich mit einer Geldabfindung zufriedengeben muss. Thurnau ist nach 1564 fest in der Hand der Adelsfamilien Künßberg und Giech, die die Burg als Ganerbenburg führen, was in den nachfolgenden Jahrhunderten immer wieder Anlass für Streitereien liefern wird[4].-


A N H A N G:

L I T E R A T U R

siehe: angegebene Fußnoten in 02 HISTORIE Förtsch von Thurnau

Johann Gottfried Biedermann:
„Geschlechtsregister der Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken löblichen Orts Gebürg“
Bamberg, 1747

S I E G E L

Wolfhard Vahl: „Fränkische Rittersiegel – eine sphragistisch-prosopographische Studie über den fränkischen Niederadel zwischen Regnitz, Pegnitz und Obermain im 13. und 14. Jahrhundert“, Gesellschaft für Fränkische Geschichte/Verlag PH C.W. Schmidt, 1997

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bearbeitet von Katharina Brütting genannt Lochner

  1. Gustav Voit: „Die Schlüsselberger“, Altnürnberger Landschaft e.V., Nürnberg, 1988, S. 159 – 1305 wird Friedrich II. Förtsch als servus illius de Sluzelberg des Konrad I. von Schlüsselberg bezeichnet, in: Gustav Voit: „Der Adel am Obermain. Genealogie edler und ministerialer Geschlechter vom 11. bis 14. Jahrhundert“, Die Plassenburg, Band 28, Kulmbach, 1969 – S. 100

  2. Rüdiger Bauriedel / Ruprecht Konrad-Roder: „Mittelalterliche Befestigungen und niederadelige Ansitze im Landkreis Bayreuth“, Bayreuth, 2007

  3. https://grafengiech.hypotheses.org/37 – Blog zu Gräflich Giech’sche Sammlungen auf Schloss Thurnau – Text von Harald Stark

  4. Franz Freiherr von Guttenberg: „Die Herrschaft Thurnau und die Förtsche“, Thurnau, 1925

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