02 HISTORIE Stübig / Fellendorf



Die STÜBIG (auch genannt Neidecker) und die FELLENDORF sind (ähnlich wie die Modschiedler von Ebermannstadt und Reinsbrunn, bzw. deren Verwandtschaft der Modschiedler von Görau – siehe: 02 HISTORIE Modschiedler und 03 HISTORIE Modschiedler von Görau) durch ihre Stammes- und Wappengleichheit mit den FÖRTSCH VON THURNAU verbunden und zeigen damit um 1200 eine starke Verzweigung an – die Siegel der jeweiligen o.g. Familien sind beim ursprünglichen „Zackenwappen“ absolut identisch oder „gespiegelt“ (siehe oben). Die Förtsch haben acht Dienstmannengeschlechter und sind im Ritterkanton Gebürg organisiert.
Sie sind ein fränkisch-slawischer Clan, der sich nach Oberpreuschwitz nennt: B R I S W I Z Z E.
Als Stammsitz gilt der Turmhügel in Dörnhof bei Oberpreuschwitz (heute Ortsteil von Bayreuth – siehe:
01 STAMMBAUM Förtsch von Thurnau und 02 HISTORIE Förtsch von Thurnau).


Die Gefolgsleute der Andechs-Meranier – wie unter den Förtsch von Thurnau berichtet – sind 1149 an den Kämpfen gegen bischöfliche Truppen um die Burg Giech beteiligt; dies könnte ein Mitglied der Förtsch im nahe gelegenen Stübig (heute ein Stadtteil von Scheßlitz im Landkreis Bamberg) veranlasst haben, sich dort einen Ansitz zu bauen und auf diese Art einen eigenen Zweig zu begründen. Dies mag durchaus als Erstnennung eines Ritters namens Stübig um 1150 gelten.

In erster Linie haben die Stübig jedoch ihr ritterliches Umfeld auf der Burg Neideck, dem Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz, wo sie den mächtigen Bergfried errichtet haben, bzw. dort eine kleinere Vorläuferburg. Sie stellen unter den Edelfreien von Schlüsselberg, und im Auftrag des Bischofs von Bamberg, Amtmänner, Vögte und Burgmannen zwischen 1303 und 1460, u.a. Otto, Werner und Johann Stübig.

Der erste überhaupt namentlich überlieferte Amtmann auf der 1248/49 von den Edelfreien von Schlüsselberg übernommenen und weiter ausgebauten Burg ist 1312 „Walthro dicto Stubech, officiato in Neydeke“ (sein Siegel: siehe vorherige Seite rechts oben). Seine rechte Hand könnte der erste (Unter-)Richter im Amt Neideck, Ulrich I. Lochner von Ebermannstadt, gewesen sein. Im Zeitraum von rund 150 Jahren treten mehr als 20 Personen mit Wechsel- und Doppelnamen Stübig / Neideck auf. Sie stehen alle mit der Burg Neideck in Verbindung. Als Erstname überwiegt Stübig. Beim Namen „Neidecker“ handelt es sich bereits um einen Wechselnamen nach dem neuen Wohnsitz.

Hin und wieder wird die Zusatzbezeichnung „zu Neideck oder auch de Neideck“ oder etwa „Burgmann zu Neideck“ verwendet. Nur vier Personen haben Neideck als alleinigen Namen (siehe: 01 STAMMBAUM STÜBIG).


Nach dem Bamberger Kopialbuch von 1385 verkauft Graf Johann von Truhendingen den Obleyhof zu Baunach an Dietz von Giech. Vier Bauern bewirtschaften es damals gemeinsam: Fritz der Koch, der Schrauthan, Kunz Stützmann und Heinz Stahler, was von der damaligen Größe und Bedeutung des Hofes zeugt. Noch im gleichen Jahr veräußert Dietz von Giech den Hof weiter an seinen Oheim, Konrad Heyder und „Wernherrn, dem Stubich“, also Werner I. Stübig, der von 1347 – 1388 auf Burg Neideck erwähnt wird. Auch er besitzt nicht allzu lange das Gut, sondern verkauft es bereits im nächsten Jahr am 17. März 1386 mitsamt der vier einsitzenden Bauern an Seitz Schweinfurter, einem Angehörigen einer Bamberger Patrizierfamilie[1].

1430 setzt ein Fritz Leinleiterer Lehen der Herren von Streitberg in Stücht und ein Eigengut in Stübig als Sicherheiten ein (siehe auch: 03 LVE!). Nun gehören Güter in (Unter-)Leinleiter zum Zubehör der Burg Neideck, was bedeutet, dass sie ursprünglich im Besitz der Burg- bzw. Bauherren Stübig gewesen sein dürften. Noch bis 1474 besaßen die Stübig bis zu vier Güter in Unterleinleiter. Vor diesem Hintergrund könnte es sein, dass es sich bei den Leinleiterer um einen Familienzweig, oder zumindest um Verwandtschaft, handelt.

Fritz Leinleiterers Eltern sind wahrscheinlich der gleichnamige Vater und Els Lochner von Ebermannstadt, vielleicht die Enkelin jenes o.g. Ulrich I. Lochner, Richter im Amt Neideck. Die Ochs von Gunzendorf und der weitere Förtsch-Zweig der Modschiedler sind rund um Ebermannstadt verschwägert.

Den Ochs von Gunzendorf gehört übrigens eine Kleinburg in Stübig, die 1430 von Eberhard Groß von Trockau in einer Fehde mit Ulrich Ochs zerstört worden ist. Mit den Stübig genannt Neideckern verbinden die Ochs obendrein gemeinsame Burghüterdienste auf der Burg Neideck im 14. Jahrhundert.-

Die bürgerlich gewordenen Stübig, die dann den Familiennamen Stübiger tragen, finden sich nach dem 30jährigen Krieg im Vogtland und angrenzendem Egerland.

Aufgrund des „Zackenwappens“ Stammes- und Wappengleichheit mit den Förtsch von Thurnau. Bei der Familie Fellendorf (Erstnennung 1287) könnte das gespiegelte Wappenbild von 1373 auf die Einheirat in die Familie Stübig hinweisen – oder die Stammesgleichheit mit den Modschiedel anzeigen. Ministerialen der Herren von Schlüsselberg auf Burg Niederfellendorf, als Teil des Burgenkranzes rund um die Burg Neideck, die die Geleitstraße durch die Fränkische Schweiz Richtung Bayreuth und Kulmbach schützt. Das Kloster Schlüsselau ist die Grablege der Edelfreien von Schlüsselberg.

(oben links: Das Wappen der Förtsch von Thurnau in der Chronik des Klosters Himmelkron von Pfarrer Johann Loer, 1559)

Es handelt sich um Otto I. von Fellendorf, der von 1296 bis 1308 mehrmals als Zeuge[2] für die Edelfreien von Schlüsselberg fungiert und als „ehrbarer Ritter“ bezeichnet wird, z.B. findet er Erwähnung 1308 im Testament des Gottfried von Schlüsselberg[3], oder im Handlungsbuch der Holzschuher von Nürnberg ist er Bürge für einen Modschiedler[4]. 1323 ist er als Tradent (Stifter) für das Kloster Schlüsselau aufgeführt, die 1280 erfolgte Gründung und Grablege der Schlüsselberger[5].

1324 geben Heinrich I. von Fellendorf zu Hallerndorf und seine Frau eine Hube in Wiesendorf als Seelgerät nach ihrem Tod[6]; im Jahr 1332[7] ist er ebenfalls als Tradent für das o.g. Kloster in den Urkunden zu finden.

Schließlich verkaufen Heinrich II. von Fellendorf 1373[8] und seine Frau Gerhaus den Nonnen von Kloster Schlüsselau den halben Zehnt zu Wiesendorf für 350 lb hl.

  1. www.obleyhof.de

  2. StA BA B21 Nr. 2/I, fol. 55’f, StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 1294 (1302), StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 1347 (1304),
    StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 1369 (1305), StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 1441 (1308)

  3. StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 1428

  4. Holzschuher-Handlungsbuch Z595

  5. StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 1816

  6. M BU 2081, Nöth S. 151, n44

  7. StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 2081

  8. StA BA Bamberger Urkundenbuch MA 1993 Nr. 3567 – Nöth, S. 198 f, n. 10 – schwarz-weißes Wappensiegel oben rechts von Heinrich II. von Fellendorf 1373

    in: Stefan Nöth: „Ager Clavium. Das Cistercienserinnenkloster Schlüsselau 1280 – 1554“, HVB, 16. Beiheft, Bamberg, 1982

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