02 HISTORIE Ochs von Gunzendorf



Die Ochs von Gunzendorf sind ein fränkisches Rittergeschlecht, die ihren Stammsitz und Schloss im gleichnamigen Gunzendorf haben, das heute ein Ortsteil von Buttenheim im Landkreis Bamberg ist. Erstmals Erwähnung finden sie – laut Biedermann – als Turnieradel im Jahr 1092, sicher allerdings erst 1317 und der letzte der Familie stirbt in Franken im Jahr 1563, wobei dessen Besitz zunächst an die verschwägerten Stiebar geht und schlussendlich an den Lehensherrn der Ochs zurückfällt, dem Hochstift Würzburg.

Sie sind im Ritterkanton Gebürg organisiert und haben neben Gunzendorf noch Besitz in Ebermannstadt und weiteren Orten der Fränkischen Schweiz, sowie Burggüter in Gößweinstein und Neideck; im 14. Jahrhundert besteht eine Burghut auf der Neideck, die 1399 Friedrich Ochs und sein Sohn Ulrich erhalten. Letzterem verpfändet dann der Bamberger Bischof sowohl Schloss und Amt Neideck, als auch Ebermannstadt – 1431 wird dies wieder ausgelöst.

Von 1457 bis 1503 ist Georg Ochs von Gunzendorf der Abt des Klosters Speinshart in der Oberpfalz
(siehe unten: ein Zufall?) und mit seinem Namensvetter Georg Pankraz Ochs von Gunzendorf erlischt das Geschlecht.

Der gesamte Besitz der Ochs von Gunzendorf geht zunächst an Albrecht Eitel von Wirsberg, dem damaligen Ritterhauptmann des Ritterkantons Gebürg, der keine direkte Verwandtschaft der Ochs darstellt; er ist mit Brigitta Stiebar von Buttenheim liiert, deren Familie die Güter der Ochs erben. Somit klagen die drei Schwestern des letzten Ochs von Gunzendorf und deren Ehemänner gegen Albrecht Eitel von Wirsberg. Es wird ein Vergleich ausgehandelt über 600 Gulden am 1. August 1578[1].

Allerdings existiert in darauffolgenden Jahrhunderten – laut Dr. Bernhard Peter[2] – eine Familie Ochs, die das gleiche Wappen führt in Hessen und Preußen wie die fränkischen Ochs.

Bereits am 6. Mai 1119 ist ein Marquard von Gunzendorf in der Oberpfalz Zeuge bei der Gründung des Klosters Michelfeld (siehe unten)[3]. Wohl hat – ähnlich wie bei den Lochnern (siehe: LVK) – sich eine Linie weiter in den Nordgau verbreitet und dieser Oberpfälzer Ort Gunzendorf ist heutzutage ein Ortsteil der Stadt Auerbach im Landkreis Amberg-Sulzbach. Laut dem Betreiber der Webseite www.weber-rudolf.de sichern die Franken ihre Macht im Nordgau durch entsprechenden Landesausbau. Die Besitzbezeichnung Nordgau lässt sich erstmals unter den Karolingern in den Reichsteilungsplänen Karls des Großen aus dem Jahr 806 urkundlich nachweisen; er hat das Gebiet Francōniae orientālis, d. h. die Flussgebiete des Mains, der Regnitz und der Pegnitz bis zum Böhmerwald, erobert und in das Fränkische Reich eingegliedert.
Schließlich gelangt der Nordgau durch Erbschaft an die Wittelsbacher – Kaiser Ludwig der Bayer überschreibt dann im Jahr 1329 den größeren Teil seines Besitzes im Hausvertrag von Pavia seiner Verwandtschaft am Rhein (Pfalzgrafen bei Rhein). Als Folge dieser wittelsbachischen Zweiteilung verändert sich der Name in Oberpfalz – „Obere Pfalz“ – im Gegensatz zur Kurpfalz (heute Teil des Bundeslands Rheinland-Pfalz der Bundesrepublik Deutschland).


Den bedeutendsten Zweig ihres Familienstammbaums bilden sie nach Dänemark aus – denn mit
Peder Oxe – wie sich das dort von Anfang an zur adeligen Oberschicht gehörende Geschlecht nennt – stellen sie den Reichshofmeister und Finanzminister.

Johann I. Ochs von Gunzendorf kommt mit seinem Sohn um das Jahr 1408 nach Dänemark. Allerdings ist es bis heute nicht gelungen, die Abstammungslinie zu eruieren. Ähnlich wie in Franken, wo die Ochs im Jahr 1563 aussterben, ergeht es der dänischen Linie 1593. Peder Oxe und sein Bruder Albrecht versuchen sogar die deutschen Lehen seiner Vorfahren Ochs von Gunzendorf vom Bistum Würzburg zu erhalten, was jedoch ohne Erfolg bleibt. Die fränkischen Ochs halten also intensiven Kontakt mit der dänischen Verwandtschaft.

Die dänischen Ochs gehören von Anfang an zum Hochadel Dänemarks und sind Ritter, Kapitäne, Reichsräte, Schatzmeister und Reichshofmeister und stehen hoch in der Gunst des Königs. Die meisten ihrer Güter liegen auf Seeland, Lolland und Skone[4].

Peder Oxe – Reichshofmeister, Kanzler und zur damaligen Zeit der größte Landbesitzer Dänemarks, gilt als Finanzgenie. Doch er ist auch ein stolzer Mann, dient dem dänischen König als Rat und Diplomat, dann allerdings geraten sie in Streit und Oxe quittiert den Dienst. Als ein neuer König in Dänemark an die Macht kommt und die Finanzen des Landes in einem desolaten Zustand sind, holt dieser König Peder Oxe zurück, der in kürzester Zeit alles regelt:

Im Alter von 12 Jahren wird er zur Ausbildung geschickt an die wichtigsten Universitäten der deutschen Lande, Frankreichs, der Niederlande, Italiens und der Schweiz. Gerade einmal 17 Jahre alt, findet er bei seiner Rückkehr die Eltern tot vor und er wird zum Vormund seiner 11 Geschwister. Seine außerordentlichen finanziellen Fähigkeiten sind gepaart mit politischen Feingefühl, das ihm zum idealen Diplomaten macht. 1552 wird er zum Reichsrat ernannt und zwei Jahre später kann er seine erste diplomatische Mission erfolgreich vermitteln zwischen dem Kurfürsten von Sachsen und Joachim II. Hector, dem Kurfürsten von Brandenburg. Im gleichen Jahr erhält er den Posten eines Gouverneurs über die dänische Hauptstadt Kopenhagen und teilt sich die Kontrolle über die königliche Schatzkammer mit Byrge Trolle.

Er gilt als Günstling der deutschen Ehefrau des dänischen Königs Christian III., Dorothea, der Tochter des Herzogs Magnus I. von Sachsen-Lauenburg.

Als er 25 Jahre alt ist, lässt Peder Oxe das Kloster Gisselfeld 1545 abtragen und zwei Jahre später ein stolzes Renaissance-Schloss errichten, umgeben von einer 40 Hektar großen Parkanlage. Mit der Reformation hat die dänische Krone 1536 das Kirchenland der Klöster eingezogen und wird durch Tausch mit Ländereien seiner Adeligen zum größten Großgrundbesitzer in Nordseeland. Beispielsweise erfolgt so ein Güterwechsel mit dem Anwesen Fauerholm zwischen König Frederik II., der darauf ein königliches Gestüt errichtet, mit Peder Oxe, der stattdessen das Gut Tollöse in Mittelseeland erhält.

Im Frühjahr 1557 beginnt ein ausgiebiger Streit von Peder Oxe mit dem König wegen Eigentumstausches. Da die Herrschaften sich nicht einigen können, muss Oxe 1558 nach Deutschland fliehen, wo er in die politischen Intrigen des Reichsritters Wilhelm von Grumbach verwickelt wird. Wie bereits erwähnt, holt der neue dänische König den großen Finanzier 1566 zurück; er erhält seine beschlagnahmten Güter zurück und wird in Amt und Würden wieder eingesetzt. Peder Oxe reformiert daraufhin das Münzwesen Dänemarks und kümmert sich um alle Belange eines reibungslosen Handels. Landwirtschaftlich neueste Erkenntnisse führt er ein, vor allem auf seinen eigenen umfangreichen Gütern. 1567 heiratet er die Witwe Mette Rosenkrantz (1533 – 1588), die ihm keine Kinder gebärt. Bei seinem Tod im Jahr 1575 ist man in Dänemark der Meinung, er habe sein Land für kurze Zeit in den Rang einer Großmacht katapultiert[5].

Erwähnt sei hier noch seine Schwester Inger Oxe, vermählt mit einem wichtigen dänischen Aristokraten namens Jorgen Brahe, da sie ebenfalls keine eigenen Kinder haben, werden sie die Pflegeeltern eines der berühmtesten Dänen, nämlich des bedeutenden Astronomen Tycho Brahe, der in Prag (Tschechien) wirkt (siehe auch: 02 HISTORIE Stiebar von Buttenheim).


„Der Umfang, die Sorgfalt und Genauigkeit seiner astronomischen Beobachtungen, die er noch ohne Fernrohre durchführt, sind für die damalige Zeit verblüffend. Damit hat er entscheidenden Einfluss auf das Wissenschaftsideal späterer Generationen und begründet mit seiner Arbeitsmethodik des immer exakteren Messens und steten Nachprüfens den Arbeitsstil und die Methodik moderner Wissenschaft“[6].


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  1. Es handelt sich um Heinrich von Erthal, Philipp von Streitberg und Melchior Groß von Trockau genannt Pfersfelder

  2. www.welt-der-wappen.de, interessante Webseite von Dr. Bernhard Peter

  3. Heinrich Bauer: „Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks“, Pegnitz, 1938

  4. Andreas Nicolaus Ryge (1724-67): „Danmarks Adels Aarbog“, 1907, Seite 339 –
    nach einem freundlichen Hinweis von Steen Thomsen, Kopenhagen, Dänemark (Nachfahre der Oxe in Dänemark)

  5. „Peder Oxe’s live og levuet“ – Copenhagen: 1675 – Danmarks riges historie, vol. 3, Copenhagen: 1897-1905

  6. https://de.wikipedia.org/wiki/Tycho_Brahe

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