04 BRIEFWECHSEL Hans III. Ungnad


Pietro Paolo Vergerio
Peter Paul Vergerius

Er wird 1498 in Capodistria (heute Koper in Slowenien) geboren und stirbt am 4.10.1565 in Tübingen. Vergerio ist ein italienischer Geistlicher und bis 1549 römisch-katholischer Priester und Bischof von Koper, dann lutherischer Theologe, Reformator und Pfarrer im bündnerischen Vicosoprano, Autor, Bibelübersetzer und Diplomat des württembergischen Herzogs Christoph in Tübingen und bekannt mit Hans III. Ungnad von Weissenwolff. Papst Paul III. schickt ihn 1535 nach Deutschland, um die deutschen Fürsten zur Teilnahme an einem Konzil in Mantova zu bewegen.

Dabei lernt er in Wittenberg Martin Luther persönlich kennen. Er studiert, nachdem er in seine Heimat zurückgekehrt war, dessen Schriften, um sie zu widerlegen. Nach und nach wird er ein überzeugter Anhänger des Protestantismus. Vergerio beginnt sein Bistum nach den humanistischen und reformatorischen Erkenntnissen neu zu ordnen, indem er Missbräuche im Kult und Korruption in Kirchenämtern zu unterbinden sucht. So schränkt er die weit verbreitete und überbordende Heiligenverehrung ein. 1546 verlässt er sein Bistum, nachdem er 1545 an die Inquisition in Venedig gemeldet, der Ketzerei verdächtigt und angeklagt wird. 1548 erklärt er schließlich, durch den Widerruf, die nachfolgende Reue und das traurige Ende von Francesco Spiera gewarnt, in einer Schrift seine Übereinstimmung mit der evangelischen Lehre. Er resigniert am 3. Juli 1549 als Bischof von Koper und wird von der katholischen Kirche exkommuniziert. Im gleichen Jahr flüchtet er nach Chiavenna ins tolerantere Bündnerland, wo er vorerst vom Reformator Agostino Mainardi aufgenommen wird.

1550 nach der Aufnahme in die Bündner Synode wird er evangelischer Pfarrer von Vicosoprano im bündnerischen Bergell, wo er die Reformation im italienischsprachigen Raum stärkt und etablieren hilft. Bereits 1553 folgte er einem Ruf des württembergischen Herzogs Christoph nach Tübingen, wo er für ihn diplomatische Aufträge übernahm im deutschen Reich, und er hilft dem slowenischen Reformator Primoz Trubar bei dessen Bemühungen um eine Übersetzung des Neuen Testaments in die slowenische Sprache (Uracher Druckanstalt von Hans III. Ungnad)[1].


Adelsgeschlecht von Verger

stammt aus Capo d’Istria (Koper in Slowenien). Die Familie verbreitet sich später nach Italien und der Schweiz. Von den Vergers in Italien ist besonders Peter Paul Vergerius berühmt; von denen in der Schweiz, wo sie besonders im Fürstentum Pruntrut mehrere Jahrhunderte wirken, geht Johann Konrad von Verger (1682–1740) aus Basel im 18. Jahrhundert nach Bayern, wo er das Rittergut Moosheim erwirbt, und wo sein Sohn Konrad, und dessen Vetter Franz Joseph Verger, Hofrat des Bischofs von Basel, am 28. Januar 1717 von Kaiser Karl VI. in den Adelsstand und 1748 in den Freiherrenstand erhoben werden.
Erste Linie: Die Linie erlischt 1876 im Mannesstamm mit Freiherr Ludwig von Verger, geb. 1798, Sohn des Freiherrn Maximilian von Verger (1759 – 1842) und Enkel des Freiherrn Maximilian von Verger (1722 – 1785); Ludwig ist nicht vermählt, seine älteren Brüder, von denen nur ein einziger eine Tochter hat, sind in den Jahren 1849, 1817 und 1845 verstorben. Bei dieser einzigen Tochter dürfte es sich um Antoinette von Verger handeln, die am 4. August 1806 in der bayerischen Oberpfalz Franz Ludwig Lochner von Hüttenbach auf Theuern heiratet (der kurz darauf im Alter von 29 Jahren verstirbt – siehe: 03 HISTORIE LVH).
Zweite Linie: Freiherr Johann Baptist von Verger, geb. 1764 in Delsberg (Schweiz), ist bayerischer Generallieutenant und Gesandter in Stuttgart, sowie von 1812 bis 1840 erster Kommandant des bayerischen Gendarmeriekorps; er ist kinderlos und mit ihm stirbt diese Linie im Mannesstamm aus, doch er hat Freiherrn Ferdinand von Verger (geb. 1806 als Nouvion) adoptiert; dieser ist bis 1855 bayerischer Gesandter in Karlsruhe und bei der schweizerischen Eidgenossenschaft, seitdem bis 1867 beim Päpstlichen Stuhl in Rom[2].

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  1. Angelika Hauser: „Pietro Paolo Vergerios protestantische Zeit“, Dissertation, Universität Tübingen, 1980

  2. Ernst Heinrich Kneschke: „Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon“, Band 2, Georg Olms, Hildesheim, 1973, S. 373 f.

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