02 HISTORIE Ungnad von Weissenwolff

Ungnad von Weissenwolff
1192 – 1917

Die Ungnad von Weissenwolff sind seit dem späten 12. Jahrhundert als Ministerialen der Bamberger Bischöfe in Kärnten nachgewiesen. Ihr Gut Waldenstein, das im Tal der Lavant etwa 14 km nordöstlich von Wolfsberg (zwischen Klagenfurt und Graz) liegt, ist seit 1282 Lehen des Bistums Bamberg – was die in der Literatur angegebene Herkunft aus Franken zu bestätigen scheint. Der 1192 als erster urkundlich erwähnte Otto kämpft auf der Seite Rudolfs von Habsburg. Die zunächst im östlichen Kärnten, und seit dem 15. Jahrhundert auch in der Steiermark, landsässigen Ungnad, leiten ihren frühen Lehensbesitz von den Erzbischöfen von Salzburg her und vom Kloster St. Paul (Lavanttal). Das Wappentier – der weiße Wolf – tritt wieder 1646 mit der Erhebung in den Reichsgrafenstand mit dem Prädikat „von Weissenwolff“ in den Vordergrund, bzw. zur späteren Abgrenzung innerhalb des Geschlechts. Bis dahin wird das Geschlecht oft nach der 1442/44 gekauften Herrschaft als „Freiherren von Sonnegg“ bezeichnet.

1552 erwirbt Andreas I. Ungnad die Krainer Landstandschaft. 1566 wird David I. Ungnad (1535 – 1600) in den Herrenstand von Österreich ob der Enns und 1586 in den Alten Herrenstand von Niederösterreich aufgenommen. 1593 erhält er das ungarische Indigenat, d.h. die offizielle Aufnahme in den ungarischen Adel. Kaiser Friedrich III. erhebt Hans I. (†1481) 1462/63 als „Herrn von Sonnegg“ in den nicht erblichen Reichspanierherrenstand und in den erblichen erbländischen Freiherrenstand. Die Herrschaft Sonnegg in der Nähe von Völkermarkt in Kärnten hat dieser zuvor als namengebenden Sitz seiner Familie im Jahre 1442 erworben[1].

Besonders beachtlich ist die etwa 5 km nördlich von Sonnegg sich befindende Familiengrablege in der Stiftskirche des vormaligen Augustiner-Chorherrenstifts Maria Himmelfahrt von Eberndorf. Seit 1378 ist die romanische Kirche durch einen gotischen Bau ersetzt worden (Chor mit Krypta 1378 – 1391). Das Langhaus wird dann 1596 erneuert. Wegen der Türken- und Ungarneinfälle wird die Anlage zu einer wehrhaften Klosterburg ausgebaut. An der Südseite des Langhauses liegt in der Länge von dreieinhalb Langhausjochen die Ungnad-Kapelle, unter der früher eine Quelle gesprudelt hat. Über deren romanischen und gotischen Bauelementen erhebt sich ein fünfjochiges spätgotisches Sternrippengewölbe. Die Kapelle birgt die beachtenswerte Tumba in rotem Marmor mit der lebensgroßen Skulptur Christoph Ungnads in voller Rüstung (siehe unten). Auch seine Brüder Hans I. und Georg sind in Eberndorf begraben worden, ingesamt 37 Angehörige vor 1500. Von Georg Ungnad rührt die Stiftung (1466) des ungewöhnlich großen sogenannten Ungnad-Kelches von Maria Saal her.

Auch deren Verwandtschaft der Lochner von Liebenfels ist in der Ungnad-Kapelle beigesetzt worden: so Andreas Lochner, der zudem Propst von Kloster Eberndorf in der Zeit von 1532 – 1544 ist (siehe unten), sowie dessen Schwester Barbara Lochner, verheiratete Welzer von Eberstein (vergleiche: 03 LVW / LVL HISTORIE )[2].

Andreas Lochner
von Liebenfels



In den erblichen Reichsfreiherrenstand – mit dem Prädikat „von Sonnegg“ – werden die drei Brüder Hans III. Ungnad, Christoph II. (†~1525) und Andreas I. (10.02.1499 – 21.03.1557) von Karl V. 1522 in Brüssel erhoben. Privilegien, vor allem für ihr Eisenbergwerk Waldenstein, legen einen Grundstein zum Reichtum der Familie. Hauptsächlich in Kärnten, später auch in Kroatien, besitzt die Familie weitere Bergwerke. Die darin gewonnenen Erze werden zum Teil auch in eigenen Produktionsstätten weiter veredelt.-

Offenbar hat innerhalb der Familie, durch die Rekatholisierung bzw. Rückkehr des David II. Ungnad (1604 – 06.03.1672) nach Österreich, eine Art „späte Abgrenzung“ zum Protestantismus in dieser Linie stattgefunden, der vor allem mit seinem berühmten Onkel Hans III. Ungnad von Weissenwolff, verbunden ist. Wer von den adeligen Ständen Österreichs nicht bereit ist zu konvertieren, hat als Protestant seine Heimat für immer verlassen müssen. Erst Kaiser Joseph II., der Sohn der Maria Theresia, ein in seiner Zeit weit voraus denkender Habsburger, erlaubt die Religionsfreiheit – ganz im Gegensatz zu seinen engstirnigen Vorfahren.

So wird der Neuanfang – sprich die offensichtlich freiwillige Rekatholisierung – ja auch vom Kaiser sofort registriert und entsprechend „belohnt“: Kaiser Ferdinand III. beschert David II. (Ungnad) 1646 die Erhebung zum „Graf und Herrn von Weissenwolff, Freiherr von Sonn- und Ennsegg“ mit „Hoch- und Wohlgeboren“ unter gleichzeitiger Verleihung des Großen Palatinats in den erblichen Reichsgrafenstand. Es wird ihm zudem das Erblandhofmeisteramt in Österreich ob der Enns verliehen. Als Personalist war David II. (Ungnad) – Graf von Weissenwolff – Mitglied des Schwäbischen Reichsgrafenkollegiums.

Das Thema „Protestantismus oder Katholizismus“ dürfte bereits zu Zeiten Margarethe Lochners von Liebenfels, verheiratete Ungnad von Weissenwolff, der Mutter Hans III. Ungnad von Weissenwolff, einen bitteren Nachgeschmack, um nicht zu sagen, Anlass zu Streit innerhalb der Familie gegeben haben, da Hans III. glühender Lutheraner gewesen ist, wie höchstwahrscheinlich Margarethe ebenso – und der Tatsache, dass seine Schwester Polyxena mit einem Herrn aus spanischen Hochadel vermählt ist. Beide bekleiden hohe Ämter als Katholiken am Wiener Hof der Habsburger. Mit ihrem Ehemann Don Pedro Lasso de Castilla ist sie in der Augustinerkirche begraben worden. Deren Tochter Ana Maria Lasso de Castilla ist als Prinzenerzieherin tätig und sogar Patin eines der Kinder von Kaiser Maximilian II., bevor sie in den katholischen Hochadel, der noch heute existierenden Fernandez de Cordoba einheiratet.

Ihre Nachfahrinnen tragen sicher nicht umsonst den Namen ihrer tatkräftigen Urur-Großmutter Margarethe Lochner.-



Hans I. ist ein enger Berater von Kaiser Friedrich III. (Teil des „steirischen Triumvirats“[3]). Seine Ehe mit Richarda von Pernegg (Tochter des Hofmeisters Wilhelm von Pernegg) eröffnet ihm den Zugang zum landesfürstlichen Hof.

1436 begleitet er diesen nachmaligen Kaiser als Hofmarschall auf eine Pilgerreise ins Heilige Land, als der noch Herzog Friedrich V. von Österreich gewesen ist. Dieser ernennt ihn 1436 – 1441 zu seinem Hofmarschall, überträgt ihm zudem das Amt des Kammermeisters, und er ist Rat und Beisitzer bei Kammergerichtsprozessen auf Lebenszeit, was darauf schließen lässt, dass er das absolute Vertrauen seines Herrn genossen hat. Wie Paul-Joachim Heinig in seinem umfangreichen Werk über Kaiser Friedrich III. bemerkt (siehe Fußnote 1), entwickelt Hans I. „erstaunliche reichspolitische Aktivitäten, nicht nur auf dem Feld seines engeren Amtes, sondern auch als königlicher Diplomat“. 1442 ist er auf dem Krönungszug nach Aachen in Augsburg und Nürnberg nachgewiesen, 1444 erscheint er in Passau und Nürnberg beim Reichstag, 1446 zur Vorbereitung der Heirat der Königsschwester Katharina mit Markgraf Karl von Baden in Konstanz, 1447 in diplomatischer Mission in Italien, sowie 1452 in Pisa und Rom. 1458/59 war er Teil der Ratsdeputation Kaiser Friedrichs III., welche in Niederösterreich über dessen Herrschaftsübernahme verhandelt und schließlich den Huldigungseid von Niederösterreich und Wien entgegengenommen hat; beteiligt ist Hans I. auch an der Beilegung der Konflikte um das Herzogtum Bayern-Ingolstadt.

In den Jahren nach der Kaiserkrönung mindert sich der Einfluss der drei betagten Innerösterreicher. Als führender Adeliger im Umkreis des Kaisers ist Hans I. im Reich bekannt und umworben, was ihm neben reichen Geschenken erbitterte Feindschaften einträgt (vor allem Ulrich von Eizing). Die Tiroler Stände lassen ihn wegen des Konflikts um die Vormundschaft über Sigmund von Tirol auf einer Reise in der Nähe von Bozen gefangen nehmen. Seine Mitwirkung an der Heirat Herzog Friedrichs von Sachsen mit Anna, der Tochter König Albrechts II., lohnt ihm der Bräutigam mit 2000 fl. und bescheinigt Hans I. schriftlich, dass er sich nicht nur ihm, sondern auch Land und Leuten förderlich erwiesen habe. Hans I. tätigt für und mit Friedrich III. zahlreiche Geldgeschäfte und ist des Weiteren dessen Gläubiger und Schuldner. Sein Vermögen ist dadurch erheblich gewachsen. Kaiser Friedrich mehrt dessen Besitz insbesondere in Kärnten, der Steiermark und in der Grafschaft Cilli (heute Slowenien).

Seine jüngeren Brüder unterstützen Hans I. bei Hof. Wolfgang (†~1453, kaiserlicher Kämmerer) und Georg (†1468) sind bei der Kaiserkrönung Friedrichs in Rom zugegen. Georg ist spätestens seit 1555 Rat Friedrichs III., 1457 Urkundenreferent, 1463 kaiserlicher Steuereinnehmer und erhält, wie sein Bruder Hans I., das Privileg persönlichen Gerichtsstands vor dem Kaiser. Christoph (1425 – 11.01.1481) und Georg pflegen zudem „…die bisher völlig übersehenen“ Besitz- und Verwandtschaftsverhältnisse nach Bayern (siehe: Heinig, S. 179). Zudem ist er ebenfalls Rat Friedrichs III. und Burggraf von Ober-Cilli. Er bewährt sich bei mehreren Türkeneinfällen, und während Friedrichs zweitem Romzug ist er Mitglied des steirischen Verweser-Regiments. 1451/52 bringt er Eleonora, die zukünftige Gemahlin Friedrichs III., von Portugal über Pisa (dort stößt Hans I. dazu) und Siena in Italien (dort wartet Friedrich III.) nach Rom, wo Vermählung und Kaiserkrönung stattfinden. Er begleitet den Kaiser weiter nach Neapel, wo er als Turnierteilnehmer bezeugt ist. Hans’ I. Tochter Anna ist zu dem Zeitpunkt Hoffräulein bei Kaiserin Eleonora.

Von den o.g. Brüdern setzt nur Christoph (1425 – 11.1.1481), vermählt mit Anna Frauenberg zu Haag, den Stamm mit seinem Sohn Hans II. (1465 – 1521) fort. Dieser vereinigt den Familienbesitz in einer Hand und ist dennoch ebenso – wie seine Söhne – zu bedeutenden Veräußerungen genötigt. Er nimmt 1491 am Turnier Kaiser Maximilians I. in Nürnberg teil, kämpft gegen die Türken und ist wohl zeitweise der Stellvertreter des Kärntner Landeshauptmanns Rudolf Khevenhüller. Seine Frau wird Margarethe, eine Tochter Konrad Lochners und der Dorothea von Radlkofen. Ihre Söhne Hans III. Ungnad von Weissenwolff und Andreas I. setzen den Familienstamm fort.

Hans III. Ungnad von Weissenwolff (19.11.1493 – 27.12.1564) hat als Landeshauptmann der Steiermark (1530–1554) eine führende Rolle in der Habsburgermonarchie und wirkt später als herzoglich-württembergischer Rat für die Reformation im ganzen Reich. Als Betreiber der Uracher Druckanstalt für Reformationsschriften slawischer Sprachen (1561–1565) ist er Wegbereiter der Reformation in Südosteuropa (siehe dessen Biographie: 03 HISTORIE Hans III. Ungnad von Weissenwolff).

Hans’ III. Sohn Ludwig (†1584) steht gut mit dem liberalen Kaiser Maximilian II. und ist 1544 sein Truchsess, 1551 Mundschenk und von 1554 – 1574 dessen Kämmerer. Er nimmt am Feldzug Maximilians gegen Frankreich teil, später dient er als Rittmeister im Grenzkrieg gegen die Türken, wird 1570 Burggraf in Klagenfurt und 1574 in gleicher Funktion auf dem Grazer Schlossberg. Ludwig nimmt am Brucker Landtag von 1578 teil.

Seine finanziellen Verhältnisse sind so zerrüttet, dass seine Frau Anna Neumann von Wasserleonburg (25.11.1535 – 18.12.1623) 1581 vor der Eheschließung eine Schadloserklärung verlangt und auch erhalten hat. Sie ist damals eine der reichsten und mächtigsten Frauen Innerösterreichs ihrer Zeit.



Durch ihren Geschäftssinn und reiche Erbschaften von insgesamt sechs Ehemännern (der Letzte ist der wesentlich jüngere Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg, den sie ausdrücklich als ihren Erben einsetzt; auf diese Weise wird dadurch der Grundstein für den Reichtum seines Hauses gelegt) ist dies begründet. 1566 kommt sie durch ihre zweite Ehe nach Murau (im westlichen Teil des österreichischen Bundeslandes Steiermark), wo sie bis heute als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadtgeschichte gilt und als Bronzefigur verewigt ist[4]. Sie überlebt diesen ihren dritten Ehemann und errichtet ihm in der Pfarrkirche
St. Egidius in Klagenfurt ein 1535 erhaltenes Epitaph.

Ihre Erfolge belegen, dass sie eine großartige Strategin und Wirtschafterin gewesen sein muss: einerseits soll sie eine knallharte Geschäftsfrau gewesen sein, die sich auch erfolgreich als Geldverleiherin betätigt, andererseits als Wohltäterin, und u.a. das Spital in Murau fördert. Sie soll als Stadtherrin von Murau streng, aber gerecht gewesen sein. Als sie etwa 75 Jahre alt ist (!) strengen ihre Neider zwei Mal einen Prozess an, wo sie als Hexe angeklagt wird; die Beschuldigungen reichen allerdings nicht für eine Verurteilung aus und sie wird beide Male freigesprochen.

Als Protestantin fördert sie lebenslang die Reformation. Nach ihrem Tod erlaubt der Salzburger Bischof zwar ihre christliche Beerdigung, wegen ihres Glaubens wird ihr aber eine Grabstätte in der Stadtpfarrkirche in Murau verweigert! So wird diese großartige Frau dann in der Kirche des Elisabethspitals beigesetzt.-

Ein weiterer Sohn – Christoph III. Ungnad von Weissenwolff (1527 – 6.11.1587) ist von 1576 – 1583 Ban von Kroatien (entspricht dem Titel eines Markgrafen). Er heiratet 1567 Anna Bánffy von Losoncz (1543 – 1595), die Geliebte von Bálint Balassa, des ersten ungarischen Dichters, der einige Liebesgedichte an sie schreibt (eigentlich: Bálint Baron Balassi von Gyarmath und Kékkeő)[5].

Zusammen mit seiner Frau hat er die Tochter Anna Maria III., die am 29.1.1584 Graf Thomas II. Erdödy de Monyorókerék et Monoszló (1558 – 17.1.1624) zum Manne nimmt, der aus einem bedeutenden Magnatengeschlecht Ungarns stammt. Dieser war – wie sein Schwiegervater – Ban von Kroatien ab 1584*. Sein Vater Peter II. Erdödy (Graf von Eberau und Freiherr zu Kaisersperg) ist mit Hans III. Ungnad, Christophs Vater, eng befreundet; der Großvater von Peter II., Miklós Erdődy, war mit einer Maria Ungnad verheiratet gewesen; Erdődy und Ungnad schreiben sich gegenseitig als „Schwager“ an.

1547 zeichnet sich Thomas II. Vater, Peter II. Erdödy, im Schmalkaldischen Krieg aus. 1557 bis 1567 ist er Ban von Kroatien gewesen und kämpft mit großem Erfolg gegen die Türken. Er hat sich inzwischen der protestantischen Seite angeschlossen; Primoz Trubar schreibt 1562 an Hans Ungnad: „Der herr Peter freyherr von Ebraw und zu Khayersperg, der man, ist guet evangelisch …[6].

1565 wird Peter II. von Kaiser Maximilian II. in den Reichsgrafenstand und 1566 sogar in den Reichsfürstenstand erhoben. Da er jedoch schon 1567 stirbt, wird der Reichsfürstentitel nicht nostrifiziert und gelangt somit in Vergessenheit. 1580 bestätigt Kaiser Rudolf II. den Söhnen Peters II., Thomas II. und Peter III., den Reichsgrafenstand durch eine Wappenverbesserung.-

Der Bruder von Hans III., Andreas I. Ungnad von Weissenwolff (10.2.1499 – 21.3.1557), bekommt im Jahr 1534 die ausgedehnte Herrschaft Hluboká nad Vltavou (Frauenberg im Süden des heutigen Tschechien) von Johann von Pernstein als Pfandherrschaft verliehen. Wahrscheinlich ist dies im Zusammenhang mit seiner zweiten Ehe mit der Tochter dessen jüngeren Bruders, Adalbert von Pernstein, nämlich Johanna Benigna (auch Bohunka, 1517 – 1550), zu sehen[7]. Sie haben die Töchter Anna Maria I., die mit dem böhmischen Hochadeligen Graf Julius von Schlick vermählt ist (die Mutter des Führers der böhmischen Protestanten im 30jährigen Krieg, Joachim Andreas von Schlick, der eines gewaltsamen, brutalen Todes im „Prager Blutgericht“ am 21.6.1621 sterben sollte – siehe: 03 LVP HISTORIE) und Maria Margaretha, sowie zwei Söhne. 1536 geht er nach Torgau in Sachsen, um persönlich Martin Luther predigen zu hören. Er ist ein tiefgläubiger Lutheraner und zu seinen Vorlieben gehört die Lektüre der theologischen Schriften von Melanchthon. In den 30er und 40er Jahren gilt er als einer der bedeutendsten Mäzene von Dichtung und religiöser Literatur im Königreich Böhmen. Dank seiner Initiative werden die Werke von Anton Corvin, Johann Brenz, Johann Spangenberg und Philipp Melanchthon ins Tschechische übersetzt. Er arbeitet dabei eng mit einem Humanistenkreis zusammen, die Prager Buchdrucker kennen.
Als er auf einem Ritterturnier in Pilsen im Jahr 1555 von Erzherzog Ferdinand I. aufgefordert wird, teilzunehmen, kommt er nicht in der üblichen Rüstung, sondern zum Erstaunen aller Zuschauer, in einer ungarischen Husarenuniform, um zu kämpfen!

Von Adam Ungnad von Weissenwolff (~1530 – 1565), einem seiner zwei Söhne, ist über dessen kurzes Leben nicht viel bekannt. Aus den Aufzeichnungen des böhmischen Kriegsmannes Pavel Korka von Korkyne geht hervor, dass Adam, als der Älteste, 1557 die Pfandherrschaft über Frauenberg erhalten hat[8]. Aufgrund seines protestantischen Bekenntnisses ist er Ferdinand I. um 1560 ein Dorn im Auge, was der Oberstkanzler von Böhmen, Joachim von Neuhaus, geschickt für sich zu nutzen weiß, da er als treuer Katholik sich dem Wohlwollen des Erzherzogs sicher sein kann. Anfang Februar 1561 wird Adam Ungnad von Weissenwolff kraft des Urteils des Kammergerichts das Pfandrecht über Frauenberg abgesprochen. Zu den Verhandlungen in Prag hat ihn Pavel Korka von Korkyne, sowie Eck von Salm begleitet, der mit Adams Tante Katharina von Pernstein vermählt ist, da er sich bei Gericht unsicher verhält, was seiner Jugend geschuldet ist. 1561 erfährt Adam, dass Elisabeth Thurzo von Bethlenfalva, deren lutherischer Vater Alexius zwischen 1532 – 1542 Statthalter im Königreich Ungarn gewesen ist, seit kurzem Witwe ist. So tritt er in Kontakt mit ihr und die Hochzeit wird am 2. November 1561 in Freistadt an der Waag (heute die größte Stadt im Westen der Slowakei) in Ungarn aufwändig und eindrucksvoll gefeiert. Von der Seite des Bräutigams sind die Gäste als ungarische Husaren verkleidet, als Zeichen, dass der neue Hausherr zur Verteidigung der Herrschaft gegen die Türken im damaligen Oberungarn bereit ist, und in Erinnerung an seinen ehrwürdigen Vater.

David I. (1535 – 1600), der zweite Sohn von Hans’ III. Bruder Andreas I. und Bruder von Adam, studiert in Wittenberg und ist dort später kurze Zeit Rektor (1557). Auf ausgedehnten Europareisen erwirbt er beachtliche Sprachkenntnisse. Nach mehrjährigem Kriegsdienst, vor allem in Kroatien und Ungarn schickt ihn der Kaiser mit diplomatischem Auftrag 1572 (nochmals kurz 1585) an die Hohe Pforte[9]. Als kaiserlicher Botschafter ist er dort zudem 1573/74 – 1578. Sein lutherischer Prediger aus Tübingen, Stephan Gerlach, hat in Konstantinopel dem orthodoxen Patriarchen Jeremias die „Augsburger Konfession“[10] in griechischer Übersetzung ausgehändigt und initiiert so den griechisch-orthodox-lutherischen Briefwechsel.

Für die Forschung zum interkulturellen diplomatischen Zeremoniell ist David I. interessant, weil er – so wird jedenfalls berichtet – auf den Entzug eines Gunsterweises bei der Herrscheraudienz (ihm wurde kein Sofa angeboten) reagiert, indem er seinen Mantel zu einem Sitzpolster zusammengerollt hat und diesen nach der Audienz zum allgemeinen Erstaunen liegen lässt mit der Bemerkung, es sei ihm nicht bekannt, dass römisch-kaiserliche Botschafter sich selbst ihr Sofa nachtrügen.

Mit den handfesten Erfolgen der türkischen Kriegszüge in Konstantinopel beim triumphalen Einzug des Ferrath Beg am 9.12.1575 konfrontiert, bei dem die Köpfe der in einem Scharmützel bei Budaski niedergemachten Offiziere Herbart VIII. von Auersperg und Friedrich von Weichselburg auf Stangen in die Stadt getragen worden sind, kauft er die Köpfe und lässt sie der Familie von Auersperg zukommen. 1572 soll David I. dem Botaniker Clusius Kastanien mitgebracht haben, aus denen dieser die erste Wiener Rosskastanie gezogen hat. Nach seiner Rückkehr an den Hof wird er zum Hofkriegsrat und erfolgreicher Hofkriegsratspräsident (1584 – 1599). Sein an der Freyung in Wien erworbenes Haus verkauft er an Karl von Harrach. Er stirbt 1600 auf einer Kommissionsreise im ungarischen Kaschau und wird bei seiner Ehefrau, Eva Lang von Wellenburg (1555 – 1594), mit der er seit 1579 verheiratet gewesen ist, in Horn bestattet.

Andreas II. Ungnad von Weissenwolff (1579 – ~1643), Sohn Davids I. immatrikuliert sich 1597 und 1599 in Tübingen, wo sein Großonkel Hans III. bestattet gewesen ist. Bereits 1601 veräußert er die 1600 ererbte Pfandherrschaft Bleiburg und ist fortan mit seinem Hauptsitz Ennsegg (Umland von Linz) primär in Österreich ob der Enns ansässig. Als er 1601 Margarethe/Marusch Barbara Freiin Prager von Windhag (1585 – 1669) heiratet, unterzeichnen bedeutende oberösterreichische Adelige wie Reichard und Erasmus von Starhemberg, sowie der Führer der protestantisch-ständischen Bewegung, Georg Erasmus Tschernembl, den Ehevertrag.

Zwar versucht Andreas II. anlässlich des Erlöschens der älteren Linie des Simon Ungnad (†1607), die innerösterreichischen Familienstammsitze Waldenstein[11] und Sonnegg[12] zu erwerben. Er schließt 1608 einen entsprechenden Vertrag, dessen Durchführung aber aus ungeklärten Gründen scheitert, eventuell wegen Liquiditätsmangels des stark verschuldeten Andreas II. Die räumliche Distanz und Minderjährigkeit von Simon Ungnads erbender Enkelin Margarethe Elisabeth, geb. Gräfin von Leiningen-Westerburg (1604–1667) mögen das Übrige getan haben (siehe unten).

1610 bestellen die Stände Andreas II. zum Hauptmann in den Wirren des Passauer Krieges. Am 31. März 1617 wird er zum Ersten Herrenstandsverordneten gewählt, am 25. Juli 1617 wählen die Herren zum zweiten Herrenstandsverordneten Georg Erasmus Tschernembl, der „mit Andreas II. Ungnad der eigentliche Meister“ der ständischen protestantischen Bewegung ist. Seine Rolle in den dramatischen Jahren der militanten Ständekonföderation wird bis heute kaum anders als durch die Forschung zu Tschernembl erhellt.

Den Widerstand der oberösterreichischen Prälaten gegen die Konföderation mit den böhmischen Ständen versucht Andreas II. im Sommer 1619 durch massive Drohungen zu unterbinden, wirkt im Vorfeld des Nürnberger Unionstags von 1619 aber wohl mäßigend auf den Gesandten der niederösterreichischen Stände ein. Dass er am 20.8.1620 bei der Interimshuldigung für Herzog Maximilian von Bayern dann fehlt, der im Auftrag Kaiser Ferdinands II. in Österreich ob der Enns einmarschiert ist, wird als Rebellion gewertet. Vor den bayerischen Truppen flieht er mit Tschernembl und Hans Ortolf Geymann im Schutz von Soldaten des Fürsten Christians II. von Anhalt-Bernburg aus Niederösterreich. In Prag ist er Mitglied des neuen, vor allem aus österreichischen Emigranten gebildeten Kriegsrats.

Nach der Niederlage der konföderierten Ständearmee unter Führung des Winterkönigs Friedrichs V. von der Pfalz gegen die Katholische Liga am Weißen Berg am 8. November 1620 findet Andreas II. Ungnad mit seiner Familie Aufnahme in Hessen-Kassel. Seine Söhne Friedrich und David II. studieren in Kassel an der Ritterakademie. 1623 wird seine Ausweisung und die Konfiskation seiner völlig überschuldeten Güter in Österreich publiziert. 1622/23 flieht er weiter nach Ostfriesland und lässt sich in Emden nieder, wo er ein Haus kauft. Als ehrbaren Rat beschenkt ihn die Stadt in den 1620er Jahren. Als einer der letzten Teilnehmer am Ständeaufstand bittet Andreas II. Ungnad Kaiser Ferdinand II. um Pardon, erhält diesen und lässt die Kanzleitaxe hinterlegen (1631/34). Gleichwohl traut er diesem Pardon nicht, d.h. er kehrt nicht mehr nach Österreich zurück. Als Protestant darf er sich dort nicht mehr dauerhaft niederlassen, gilt als besitzlos und weiterhin hoch verschuldet. Sein Todesdatum lässt sich bislang nicht sicher ermitteln; das häufig angegebene Datum 1623 aber ist gewiss unrichtig. Vermutlich stirbt er 1643 in Schirum bei Aurich.

Die Spur des Sohnes Friedrich verliert sich nach dessen Immatrikulation in Groningen 1626. Die Tochter Eva Margarethe (†1684 in Emden) heiratet Eberhard von Ehrenreuth, der in Loga bei Leer 1642 – 1650 das nach seiner Frau benannte Wasserschloss Evenburg gebaut hat.

Die andere Tochter Elisabeth Margarethe (~1614 – 12.6.1683 – siehe unten) ist als die Mätresse des Anton Günther Graf von Oldenburg (1583 – 1667) in die Geschichte eingegangen. Sein Vater veranlasst, dass sein einziger Sohn, der dieser Beziehung entstammende Sohn Anton (1633 – 1681) 1651 von Kaiser Ferdinand III. in den Freiherrn- und 1653 als Graf von Aldenburg (älteste Schreibweise des Namens „Oldenburg“) in den Reichsgrafenstand erhoben wird.

Zu Graf Anton Günther meint der Autor auf der Startseite der offiziellen Webseite der Stadt Oldenburg: „…zu Ehren gelangte der Graf im Dreißigjährigen Krieg als geschickter Diplomat, der es meisterhaft verstand, Oldenburgs Neutralität zu wahren. Während viele andere deutsche Territorien Landverluste hinnehmen mussten, blieben Oldenburgs Rechte nahezu unangetastet“ – sein „Andenken als Deichgraf und Pferdeliebhaber ist in zahlreichen Sagen noch heute lebendig. Und alle Jahre wieder, im Herbst, wird der Graf zu neuem Leben erweckt. Dann reitet er auf seinem Lieblingspferd, dem Schimmel Kranich, durch die Stadt als Anführer des traditionellen Kramermarkt-Umzugs“[13].

Offiziell verheiratet ist Elisabeth Margarethe Ungnad von Weissenwolff mit Johann Freiherr von Mahrenholz, der als Geliebter der Vormundschaftsregentin Gräfin Juliane von Ostfriesland auf Betreiben von deren Sohn Enno in einem irregulären Verfahren zum Tode verurteilt und 1651 hingerichtet worden ist.

Elisabeth Margarethe flieht daraufhin nach Wien, wo ihr Bruder David II., inzwischen kaiserlicher Hofkammerpräsident, sie unterstützt. Durch einen Vergleich in ihrem Reichshofratsprozess gegen Enno von Ostfriesland erhält sie ihr requiriertes Vermögen zurück. Elisabeth Margarethe ist wieder nach Ostfriesland zurückgekehrt und trägt seit 1652 den Titel „Gräfin von Weissenwolff“, wo sie 1683 zu Varel verschieden ist[14].



Reichsgraf Anton I. von Aldenburg, (1.2.1633 – 27.10.1680) ist ein illegitimer Sohn von Anton Günther von Oldenburg (1583–1667) nach dessen Tod Statthalter der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst für den dänischen König.

Seine Mutter ist die aus einer österreichischen Exulantenfamilie stammende Freiin Elisabeth Ungnad (geboren entweder 1603 oder 1614; †1683), einem Patenkind seiner verwitweten Großmutter Elisabeth von Oldenburg (1541 – 1612, Tochter des Grafen Günther von Schwarzburg) und Hofdame von Juliane von Hessen-Darmstadt, verheiratete Fürstin von Ostfriesland. Sein Vater soll ihr ein mit seinem Blut unterschriebenes Heiratsversprechen gegeben haben, das ihr aber von einem seiner Räte unter einem Vorwand abgeschwatzt und ins Kaminfeuer fallen gelassen worden sein. Seine Mutter hat Oldenburg nach der Geburt verlassen und kehrt nach Ostfriesland zurück, wo ihr Vater Andreas II. Ungnad sich nach seiner Konversion zum Calvinismus niedergelassen hat.

Anton I. wächst am Oldenburgischen Hof auf und erhält eine sorgfältige Erziehung an deren Abschluss eine dreijährige Kavalierstour gestanden hat, die ihn von 1650 bis 1653 in Begleitung seines Hofmeisters Sebastian Friedrich von Kötteritz nach Italien und durch West- und Nordeuropa führt. Die Ehe Anton Günthers bleibt kinderlos und so wird Anton in den folgenden Jahren mit großer Fürsorge und trotz seiner Illegitimität standesgemäß versorgt. Am 16. März 1646 wird Aldenburg von Kaiser Ferdinand III. in den Adelstand erhoben, wobei als Titel die älteste überlieferte Form des Namens Oldenburg gewählt worden ist. Damit ist Anton I. von Aldenburg der Begründer des Hauses Aldenburg, später Haus Aldenburg-Bentinck genannt. Am 25. Februar 1651 folgt die Erhebung in den Freiherrenstand und am 15. Juli 1653 die in den Reichsgrafenstand. Anton Günther sorgt auch für eine diesen Titeln entsprechende materielle Ausstattung. In langwierigen Verhandlungen mit dem dänischen Königshaus und den Herzögen von Schleswig-Holstein-Gottorf, die für den Fall des Fehlens von legitimen Nachkommen seitens Anton Günthers als Lehnsnachfolger für die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst vorgesehen sind, erreicht er im Rendsburger Vertrag von 1649 das freie Verfügungsrecht über bestimmte Einkünfte und Güter, die in einem Separationsvertrag 1653 spezifisch festgelegt werden. Bereits 1654 erhält Anton I. von Aldenburg das Amt Varel, 1655 die Vogtei Jade und 1657/1658 die Herrschaft Kniphausen als freies Grundeigentum. In seinem Testament vom 23. April 1663 setzt Anton Günther folgerichtig Aldenburg als seinen unehelichen Sohn im Rahmen eines Familienfideikommiss als Allodialerben in diesen Besitzungen ein, sichert ihm ein Drittel der Weserzolleinnahmen zu und vermacht ihm zusätzlich eine Reihe von Vorwerken und Einzelgütern, unter anderem das Gut Hahn.

Im Jahr 1656 wird Anton I. unter dem Gesellschaftsnamen der Geschätzte in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen.

Um seine Erbschaftsregelung abzusichern, übergibt Anton Günther schon 1664 die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst seinen Lehnsnachfolgern, die Anton I. von Aldenburg als künftigen Statthalter der beiden Grafschaften anerkennen. Nach dem Tod Anton Günthers tritt er dieses Amt sofort an. Damit endet für die beiden Grafschaften die direkte Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und es begann die „Reichsferne Zeit“. 1667 vermehrt er seinen Besitz durch Ankauf von Schloss Doorwerth, das er allerdings nur selten nutzt. Um seinen Besitz zu sichern und mögliche Reibungsflächen mit Dänemark zu verringern, tauscht Anton I. 1669 seine in den Grafschaften gelegenen Güter gegen die Vogtei Schwei ein und bietet 1676 sogar den Verzicht auf seinen Weserzollanteil an. 1671 gründet er das Waisenhaus in Varel, das bis heute mit dem ursprünglichen Stiftungszweck existiert und als Baudenkmal von Nationalem Rang gilt. Am 27. Oktober 1680 stirbt er überraschend und unter ungeklärten Umständen in Varel. Seine Frau bezichtigt den Arzt Ringelmann der absichtlichen Fehlbehandlung ihres Ehemannes. Anton I. von Aldenburgs Nachfolger in der Statthalterschaft von Oldenburg und Delmenhorst wird Burchard Graf von Ahlefeldt als dänischer Oberlanddrost. Ihm folgt 1683 mit Anton Wolf von Haxthausen (1647–1694) ein Schwiegersohn Aldenburgs in diesem Amt.

Aldenburg ist zweimal verheiratet gewesen. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratet er am 29. Mai 1680 in Kopenhagen, die aus Frankreich stammende Prinzessin Charlotte Amélie de La Trémoille[15] (* 3.1.1652 – †21.1.1732), die Tochter des Henri Charles de La Trémoille und der Emilie von Hessen-Kassel. Der aus dieser Ehe stammende Sohn und Erbe Anton II. (1681–1738) wird sieben Monate nach dem Tod des Vaters geboren. Die Herrschaft über die Aldenburgischen Besitzungen Kniphausen und Varel übernimmt daher zunächst Aldenburgs Witwe für den unmündigen Sohn, der die Nachfolge dann ab 1706 antritt[16].

Die Tochter von Reichsgraf Anton II. von Aldenburg, und Urenkelin von Elisabeth Margarethe Gräfin Ungnad von Weissenwolff, ist die mit Preußens König Friedrich II. und Voltaire in engem Kontakt stehende Charlotte Sophie Reichsgräfin von Aldenburg, verheiratete Gräfin Bentinck (1715 – 1800):



Über diese bemerkenswerte Frau meint Dr. Anja Kircher-Kannemann auf ihrem Blog:

„Kurtisane“, Freundin, Fernsehstar –
Charlotte Sophie von Bentinck

Die Monacensia hat zur Blogparade #femaleheritage aufgerufen und da bin ich natürlich gerne dabei und steuere etwas dazu bei, dass die Geschichte von Frauen in den Vordergrund gerückt wird und präsenter wird.

Als ich die ersten Sätze las, die die Monacensia zu dieser Blogparade geschrieben hat, da musste ich nicht lange überlegen, denn dort fragte man „Was fällt Euch spontan zu Frauen und Erinnerungskultur ein? An welche prägenden Frauen erinnert Ihr Euch? Welche weibliche Persönlichkeit ist vergessen und sollte Eurer Meinung nach wieder aktiv erinnert werden?“

Mir fielen ganz spontan zwei Frauen ein. Zwei Frauen, die – wie ich schon in den Kultur-News KW 46-2020 schrieb „vieles gemeinsam haben und doch letztlich sehr unterschiedlich waren: beide waren adelig, beide waren mit berühmten Männern ihrer Zeit befreundet, beide haben Eingang in die Literatur gefunden, beide haben sich scheiden lassen und beide sind erst in den letzten Jahren wieder aus dem Dunkel der Geschichte hervorgetreten.“ Ja, und beide Frauen sind mir nah: die eine, weil sie nur ein paar Kilometer von mir entfernt lebte, und die Andere, weil sie mir einen der spannendsten Jobs bescherte, die ich je hatte.

Nach dieser Vorankündigung ist es wohl Zeit den Vorhang zu lüften und einen Blick auf diese beiden Frauen zu werfen. Beginnen wir einfach chronologisch und lernen in diesem Beitrag die „Kurtisane“ und Freundin kennen, die zum Fernsehstar wurde:

Charlotte Sophie von Bentinck –
wieso „Kurtisane“

Charlotte Sophie von Bentinck eine „Kurtisane“ zu nennen war nicht meine Idee. Es war ein Mann, der sie so bezeichnete. Er kannte sie gut und traf über viele Jahre immer wieder – auch in privatem Rahmen – mit ihr zusammen. Es war der Reichsgraf Ernst Ahasverus Heinrich von Lehndorff (1727-1811), seines Zeichens Kammerherr der Königin Elisabeth Christine von Preußen (1715-1797). Offenbar verband ihn, genau wie viele andere Zeitgenossen, eine sehr ambivalente Beziehung mit der „Gräfin Bentinck“, wie er sie in seinem Tagebuch meist bezeichnet. Auf der einen Seite fand er sie gescheit und interessant und auf der anderen völlig überdreht und eben kurtisanenhaft. So schrieb er in seinem Tagebuch zum einen: „Je mehr ich diese Frau kennenlerne, um so außerordentlicher erscheint sie mir; ich gestehe, daß ich ganz entzückt von ihr bin.“[1] und dann wieder „Man spricht nur von den Extravaganzen der Bentinck, die sich zum Pasquino von Berlin aufgeworfen hat, um jedermann Unverschämtheiten zu sagen.“[2] An anderer Stelle bezeichnet er sie gar als „unausstehlich“.[3]

Wer also war diese Frau, die so ambivalente Gefühle bei ihren Mitmenschen und offenbar vor allem bei Männern erzeugen konnte?

Charlotte Sophie von Aldenburg-Bentinck –
eine fast normale Adelige

Geboren wurde Charlotte Sophie von Bentinck am 5. August des Jahres 1715 in Varel als Reichsgräfin von Aldenburg. Ihre Eltern, Graf Anton II. von Aldenburg (1681-1738) und Prinzessin Wilhelmine Maria von Hessen-Homburg (1678-1770), hatten keine männlichen Erben und so trat der für jene Zeit eher seltene Fall der weiblichen Sukzession ein. Diese weibliche Erbfolge genehmigte Kaiser Karl VI. am 1. Juni 1731. Wohl niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt welche Konsequenzen, Verwicklungen und Dramen dadurch einmal entstehen würden.

Den Anfang nahm das spätere Drama bereits ein Jahr später, als Charlotte Sophie einen gewissen Albrecht Wolfgang, seines Zeichens Graf zu Schaumburg-Lippe (1699-1748), kennenlernte und sich Hals über Kopf in ihn verliebte.

Eigentlich wäre der ja durchaus standesgemäß gewesen, nur war er bereits verheiratet und zwar in zweiter Ehe mit Charlotte Friederike Amalie (1702–1785) von Nassau-Siegen. Außerdem gab es ein zweites Problem und das hatte ihr Vater verursacht. Der nämlich hatte reichlich schlecht in seiner Miniaturherrschaft gewirtschaftet und war vollkommen bankrott. So kam er auf den Gedanken seiner Tochter in die Ehe mit einem ausgesprochen reichen Mann zu geben. Die Wahl fiel auf den niederländischen Grafen Wilhem von Bentinck (1704-1774), Ratspräsident der Provinzen Friesland und Holland. Widerspruch wurde, vollkommen normal in Zeiten von Zweckehen, nicht geduldet und so fand die Eheschließung am 1. Juni 1733 statt.

Zwischen Ehe und Ausbruch –
eine Frau emanzipiert sich

Alles schien an dieser Stelle in das ganz normale Leben einer adeligen Frau im 18. Jahrhundert zu enden. Gebunden in einer Zweckehe, die geforderten Stammhalter in die Welt setzend und die Tage zwischen Langeweile und Amüsement verbringend.
Aber es gäbe keinen Grund über Charlotte Sophie von Bentinck zu schreiben, wenn die Geschichte so gelaufen wäre.

Bis zum Jahr 1738 war noch alles „in Ordnung“. Charlotte Sophie zog mit ihrem Mann nach Den Haag. Dort wurde recht bald, im Jahr 1734, ihr erster Sohn Christian Friedrich geboren (1734-1768) und drei Jahre später der zweite Sohn Johann Albrecht (1737-1775).

Die Wendung kam, als Charlotte Sophies Vater 1738 starb und sie das Erbe antrat. Schlagartig war ihr klar, dass das die Möglichkeit war aus dieser Zwangsehe mit dem ungeliebten Mann zu flüchten. Das Ungewöhnliche war nicht, dass sie darüber nachdachte, sondern, dass sie es tat. Die Flucht führte sie zunächst zu ihrer Mutter nach Varel und dann – und das war der Skandal – zu dem Mann, den sie noch immer liebte: Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe. Der war, wie erwähnt, verheiratet. Der Zufall wollte es, dass seine Ehefrau eine Jugendfreundin von Charlotte Sophie war und sich offenbar in das Unvermeidliche fügte. Unvermeidlich war, dass quasi eine Ehe zu Dritt begann in deren Folge Charlotte Sophie offenbar zwei weitere Söhne gebar – diesmal (klar) unehelich. Der erste Sohn wurde bereits 1739 geboren und verbrachte sein Leben, soweit wir wissen, als Karl (von) Donop.



Eine Scheidung, ein vierter Sohn und
ein nicht enden wollender Kampf

Während ihrer Zeit in Bückeburg betrieb Charlotte Sophie die Scheidung vom Grafen Bentinck, die am 15. April 1740 in Kraft trat.
Etwa zur gleichen Zeit erfuhr man am Hof zu Bückeburg erstmals von dem neuen französischen Denker: Voltaire. Noch im gleichen Jahr besuchte Voltaire den Hof in Bückeburg und es begann eine lebenslange Freundschaft zwischen ihm und Charlotte Sophie, die darin gipfelte, dass er sie zu einer der Hauptfiguren seines Romans „Candide“ machte.
Als Kunigunde hat die Gräfin Bentinck so Eingang in die Weltliteratur gefunden.

Trotz des unvermeidlichen Skandals, den ihr Aufenthalt am Bückeburger Hof auslöste, blieb sie. Die Jahre vergingen, im Jahr 1745 bekam sie ihren vierten und letzten Sohn: Carl Wilhelm Weisbrod wurde er genannt.[4]

Erneut wendete sich ihr Leben im Jahr 1748, als Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe plötzlich starb. Sein Sohn Wilhelm (1724-1777) trat die Nachfolge an und für Charlotte Sophie war in Bückeburg kein Platz mehr. Sie brauchte einen neuen Ort, um sich ein Zuhause zu schaffen und sie brauchte Geld. Das aber hatte sie nicht, denn um ihr Erbe stritt sie seit ihrer Scheidung und das bisher ohne jeden Erfolg.

Im Jahr 1750 wandte sie sich daher hilfesuchend an den preußischen König Friedrich II. (1712-1786), besser bekannt als Friedrich der Große. Gerade ihn aufzusuchen machte Sinn, denn auch er war mit Voltaire befreundet und der lebte an seinem Hof. Der gemeinsame Freund aber sollte ihr auch nicht wirklich helfen, zumal sie schon bald das Schicksal Voltaires teilen sollte und in Ungnade fiel.

Bis 1753 aber blieb sie in Berlin, hier lernte sie auch den Grafen Lehndorff kennen, der so viele intime Details über sie in sein Tagebuch schrieb und sie kurz vor ihrer Abreise als „vollendete Kurtisane“[5] beschrieb.



Charlotte Sophie zwischen
Wien, Jever und Hamburg

Der Streit um ihr Erbe mit ihrem Exmann sollte noch Jahre dauern. 1757 führte er sie nach Wien, wo sie Hilfe von Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) erhoffte, die diese zwar gewährte, aber ebenfalls recht erfolglos war. Da half auch keine Frauenpower, die Gesetze jener Zeit waren gegen sie. Charlotte Sophie musste ihren Kampf gegen ihren so verhassten ehemaligen Ehemann aufgeben.

Aus Frustration oder Trotz oder vielleicht auch nur aus purer Lust ging sie auf Reisen. Sie fuhr nach Venedig, erkundete Italien, reiste in die Schweiz und auf den Landsitz von Voltaire bei Genf, wo der gerade dabei war seinen Roman „Candide oder der Optimismus“ zu schreiben.

1761, als ihre Mutter inzwischen 83 Jahre alt war und zunehmend gebrechlich wurde, zog sie auf das Schloss Jever, um in ihrer Nähe zu sein. Freunde machte sie sich hier allerdings auch nicht. Offenbar spann sie zu gerne Intrigen und diese offenbar nicht allzu geschickt, auf jeden Fall jagte man sie 1768 von dannen und erklärte sie zur „Persona non grata“.

Also zog Charlotte Sophie nach Hamburg, auf den Jungfernstieg 3 und später nach Eimsbüttel und eröffnete, wie so viele adelige Damen, einen Salon. In dem gingen viele bekannte und berühmte Menschen ein und aus bis Charlotte Sophie am 4. Februar 1800 hochbetagt mit 84 Jahren starb.


Charlotte Sophie von Bentinck –
zwischen Vergessen und Nachruhm

Vergessen wurde Charlotte Sophie von Bentinck nach ihrem Tod erst einmal nicht, denn sie hatte im Laufe der Jahre eine große Münzsammlung angelegt und um die, bzw. um die Echtheit so mancher Stücke, gab es – wie es hätte es anders sein können – so manchen Gelehrtenstreit. Als der allerdings abebbte, da vergaß man auch die Frau, die die Münzen gesammelt hatte so langsam.

Dabei hätte man sich an sie erinnern können, denn nicht nur als Kunigunde in „Candide“ war sie in die Literaturgeschichte eingegangen, sondern auch durch das „Weihnachtsgedicht‘, an der „Frau Gräfinn von Bentinck, gebohrenen Reichsgräfinn von Aldenburg Excellenz“, das Johann Christoph Gottsched (1700-1766) ihr einst widmete oder auch durch ihren mehrere Bände füllenden Briefwechsel mit Voltaire und der Familie Gottsched. 1854 erschien außerdem der historische Roman „Der Dunkelgraf“ von Ludwig Bechstein (1801-1846) für den das Leben Charlotte Sophies als Vorbild diente. Aber offenbar war die Welt noch immer froh nicht mehr an diese widerspenstige und eigensinnige Frau erinnert zu werden.


Unangepasstheit liegt in der Familie –
Elizabeth Le Blond

Die erste, die sie wieder aus der Vergessenheit ans Licht holte war Elizabeth Le Blond (1860-1934), auch bekannt als Elizabeth Alice Frances Hawkins-Whitshed. Auch sie war eine für ihre Zeit unangepasste und eigenständige Frau, die sich als Bergsteigerin, Fotografin und Schriftstellerin einen Namen machte. Auch sie war eine weibliche Erbin, war insgesamt dreimal verheiratet, lebte aber meist von ihren Ehemännern getrennt. Sie reiste viel, vor allem mit ihrem dritten Ehemann Francis Bernard Aubrey Le Blond (1869–1951).
Als Alpinistin war sie gleich zweimal auf dem Mont Blanc. Die Erstbesteigungen des La Vierge (1883) und des Ostgipfels des Bishorns (1884) stehen auf ihrem Palmarès. 1907 gründete sie den Ladies’ Alpine Club und veranstaltete Bergtouren nur für Frauen. Auch sozial war sie engagiert, arbeitete während des 1. Weltkriegs als Freiwillige im Sanitätsdienst und sammelte später Gelder für den Wiederaufbau der Kathedrale von Reims.

Dass ausgerechnet sie es war, die sich an Charlotte Sophie erinnerte lag vielleicht tatsächlich daran, dass man ihr gesagt hat, sie erinnere an sie. Warum? Elizabeth Le Blond war die Tochter von Sir Vincent Bentinck Hawkins-Whitshed (1837–1871) und somit eine Nachfahrin Charlotte Sophies, was sie auch im Titel der zweibändigen Biographie „Charlotte Sophie Countess Bentinck. Her life and times, 1715-1800“ angibt und sich als „descendant Mrs. Aubrey Le Blond“ bezeichnet, das war im Jahr 1912, mehr als 100 Jahre nach dem Tod Charlotte Sophies.


Charlotte Sophie auf dem
Weg zum Fernsehstar

Doch wieder geriet Charlotte Sophie von Bentinck in Vergessenheit. Diesmal allerdings dauerte es nicht ganz so lange bis sich jemand wieder ihrer erinnerte und wieder war es eine Frau: die in den Niederlanden ausgesprochen bekannte Hella S. Haasse (1918-2011). Sie wurde auf die Biographie aufmerksam, recherchierte viele Jahre und schrieb am Ende das Buch „Mevrouw Bentinck of Onverenigbaarheid van karakter“, das 1978 auf Niederländisch und 1997 auf Deutsch unter dem Titel „Ich widerspreche stets. Das unbändige Leben der Gräfin Bentinck“ veröffentlicht wurde.

Seit Hella Hasses Roman ist Charlotte Sophie nie mehr so richtig in Vergessenheit geraten, immer wieder erscheinen neue Aufsätze und Publikationen über sie und ihre Familie. Letztlich hat sie es also doch geschafft aus dem Dunkel der Geschichte hervorzutreten.

Und für alle, die sich jetzt fragen was diese Frau mit einem meiner tollsten Jobs zu tun hat: Nun, es ist etliche Jahre her, ich saß im Büro in der Uni. Es war ein ganz normaler langweiliger Tag bis das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war ein sympathisch klingender Mann, der fragte, ob es an unserem Frühneuzeit-Institut zufällig jemanden gäbe, der Interesse hätte Research bei einer Fernsehserie zu machen.

Wer mich kennt weiß, dass ich sofort „Ja“ sagte, denn diese Chance war einfach zu verlockend. Mehrere Jahre hat das Projekt am Ende gedauert und mir die Möglichkeit gegeben in Amsterdam zu arbeiten, genauso wie in Náměšť nad Oslavou und es schenkte mir die Bekanntschaft und Freundschaft mit vielen spannenden und kreativen Menschen vor allem mit Carl van der Plas, der Charlotte Sophies Vater spielte und dem Regisseur Ben Verbong.

Weil dieser Beitrag nun schon so lang geworden ist und eigentlich ja auch schon zwei außergewöhnliche Frauen vorstellt folgt die „Revolutionärin“, die einst in meiner Nähe wohnte in der nächsten Woche in einem zweiten Beitrag.

https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/frauen-und-erinnerungskultur-blogparade-femaleheritage/



Das Erbe von Hans III. Ungnad, dem „Türkenheld und Glaubensstreiter“ für die „reine Lehr Martin Luthers“ gelangt an die Enkelin seines zuletzt verstorbenen Sohnes Simon Ungnad von Weissenwolff, Freiherr von Sonnegg, auf Waldenstein, Himmelstein und Bernsdorf (~1530 – †1607) und dessen Frau Katharina (geborene Gräfin von Plesse – *16.08.1533 – †?), Margarethe Elisabeth. Sie ist das einzige Kind aus der ersten Ehe des Grafen Christoph von Leiningen-Westerburg zu Schadeck (1575 –1635) mit Anna Maria II. Ungnad von Weissenwolff, Freiin von Sonnegg (1573 – 1606), Erbin der Herrschaft Münchenbernsdorf in Thüringen. Margarethe Elisabeth heiratet am 10. August 1622 in Butzbach den Landgrafen Friedrich I. von Hessen-Homburg. Nachdem Margarete Elisabeth ihren zweiten Sohn geboren hat, wird im Land die Primogeniturordnung eingeführt.

Nach dem Tod ihres Ehemanns am 9. Mai 1638 führt sie mitten im Dreißigjährigen Krieg die Regentschaft für ihre noch unmündigen Kinder. Das Recht auf die Regentschaft ergibt sich aus dem 1622 abgeschlossenen Ehevertrag. Sie bietet bezüglich dieser Aufgabe ihren Schwager Philipp III. von Hessen-Butzbach um Unterstützung. Nach einigem Zögern erklärt sich dieser bereit, als „Contutor undt mit Vormunder“ die Kinder mit zu unterstützen, ohne jedoch formelle oder gar finanzielle Zusagen zu machen. Da auch Georg II. von Hessen-Darmstadt diese Vormundschaft unterstützt, erteilt Kaiser Ferdinand III. am 14. Januar 1639 das „tutorium2“ – also die förmliche Zustimmung. Daraufhin lässt Margarete Elisabeth am 9. Juni 1639 sich und die Kinder von den Homburger Untertanen huldigen und führt danach in amtlichen Urkunden den Titel „Wittib und Vormünderin“. In dieser Funktion regiert sie Hessen-Homburg und schließt auch Rezesse ab. Der wichtigste war der Rezess mit Georg II. von Hessen-Darmstadt vom 18. Mai 1648 in dem dieser Wilhelm Christoph Amt und Schloss Bingenheim überträgt. Ihren jüngsten Sohn Friedrich II. von Hessen-Homburg (1633 – 1708), der den kurbrandenburgischen Sieg in der Schlacht von Fehrbellin herbeigeführt hat, verewigt Heinrich von Kleist in dem Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“[17].

Des Letzteren Tochter Wilhelmine Maria Landgräfin von Hessen-Homburg heiratet
Reichsgraf Anton II. von Aldenburg, den Vater von Charlotte Sophie Reichsgräfin von Aldenburg, verheiratete Bentinck.

Sowohl Wilhelmine Maria, als auch Charlotte Sophie sind Nachfahrinnen von
Margarethe Lochner von Liebenfels… –


Der zweite Sohn von Andreas II. David II. (siehe oben), seit 1632 vermählt mit Maria Elisabeth Gräfin Jörger von Tollet, kehrt aus dem Exil nach Österreich zurück, da er angeblich seine Heimat vermisst hat, konvertiert ebenso wie seine Frau zum Katholizismus und schlägt eine – mit dem Orden vom Goldenen Vlies gekrönte – ständisch-höfische Laufbahn ein.

Seine Nachfahren sind in Österreich als „Grafen (Ungnad) von Weissenwolff“ etabliert und sterben 1917 aus; das Erbe geht an den verwandten Niklas Altgraf zu Salm-Reifferscheidt-Raitz; diese Familie bewohnt noch heute deren Schloss Steyregg an der Donau in der Nähe von Linz, Österreich.-

Sämtliche Fotos in 02 HISTORIE Ungnad von Weissenwolff:
mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Mischitz, Eberndorf, Österreich
(ausgenommen hier entsprechend gekennzeichnete Fotos)
  1. Paul-Joachim Heinig: „Kaiser Friedrich III. (1440 – 1493) in seiner Zeit“ – siehe dortige Fußnote 126 – Band 1, S. 178

  2. Grabplatte und Epitaph in der Pfarr- und ehemaligen Stiftskirche Mariä Himmelfahrt in Eberndorf, Bezirk Völkermarkt, Kärnten, Österreich – Ungnad-Kapelle –

    Foto mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Mischitz, Eberndorf, Österreich

  3. „Steirisches Triumvirat” = Hans II. von Neitperg, Haushofmeister, dessen Verwandter Walther Zebinger und Kammermeister Hans I. Ungnad bilden die Räte Kaiser Friedrich III. – Piccolomini prägt diesen Begriff, der ironisch gemeint ist – Paul-Joachim Heinig: „Kaiser Friedrich III. (1440 – 1493) in seiner Zeit“, in: Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters, Band 12) –
    Böhlau, Köln u.a. 1993, siehe Band 3, Register S. 1776

  4. Wolfgang Wieland: “Anna Neumannin von Wasserleonburg. Die Herrin von Murau“, Verlag Erich Mlakar, Judenburg, Österreich, 1986

  5. Karl Giay: (Anhang II): „Die Geschichte des Hauses Erdödy“, in: Helene Erdődy: „Erinnerungen“, Amalthea-Verlag, Wien, 1929

  6. Ivan Kostrenčić: „Urkundliche Beiträge zur Geschichte der protestantischen Literatur der Südslaven in den Jahren 1559–1565“, Verlag Carl Gerold’s Sohn, Wien 1874, S. 94

  7. Václav Ledvinka: „Pernsteinska kapitola v dejinach jiznich Cech (Pani z Pernstejna na Hluboke a Protivine 1490 – 1540“, in: Petr Vorel „Pernstejnove ceskych dejinach“, Pardubice, 1995, S. 91 – 104, hier S. 94

  8. A. Sedlacek: „Hrady VII“, S. 142

  9. Es ist das Osmanische Reich, heute Türkei, gemeint

  10. Die „Confessio Augustana“ – oder zu deutsch „Augsburger Konfession“ – ist die erste offizielle Darstellung von Lehre und Praxis der Wittenberger Reformation mit weitreichender Ausstrahlung auf den gesamten Protestantismus (Datum der Erstveröffentlichung: 25.6.1530, Autor: Philipp Melanchthon)

  11. Waldenstein liegt im Tal der Lavant etwa 14 km nordöstlich von Wolfsberg (zwischen Klagenfurt und Graz). Das Bambergische Lehen war seit 1282 im Besitz der Ungnad und wurde von der Erbin Margarethe Elisabeth, verheiratete Landgräfin von Hessen-Homburg 1637/38 an den Bischof von Bamberg verkauft.

  12. Sonnegg liegt im Jauntal etwa 15 km südlich von Völkermarkt und 5 km südlich von Eberndorf. Schloss und Herrschaft waren von 1442/44 im Besitz der Ungnad.

  13. https://www.oldenburg.de/startseite/tourist/zeitgeschichte/oldenburger-koepfe/graf-anton-guenther.html

  14. http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_von_Ungnad

  15. Das Leben der Prinzessin Charlotte Amélie de la Trémoïlle, Gräfin von Aldenburg (1652 – 1732): erzählt von ihr selbst. Eingel., übers. und erl. von Reinhard Mosen, Oldenburg 1892. Belegexemplar in der Landesbibliothek Oldenburg.

  16. Carl Frederik Bricka (Hrsg.): „Anton I. von Aldenburg”, in: Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814,. 1. Auflage, Band1: Aaberg–Beaumelle. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen, 1887, S.174 – 175 (dänisch)

  17. Barbara Dölemeyer: „Mehrmals war ein Beistand des Kaisers nötig – Regentinnen im Landgrafenhaus Hessen-Homburg“, in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2019, S. 8 – 12

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